Bjarne Mädel redet gern. Auch wenn es ihn Kopf und Kragen kostet. Und nicht immer ist er sich solcher Konsequenzen bewusst, wie vor etwa zwei Jahren. Damals saß er mit dem Drehbuchautor Sven Stricker und dem Produzenten Jakob Claussen zusammen. Es ging um die Verfilmung von „Sörensen hat Angst“, einem Roman Strickers, den er schon in der Urfassungs eines Hörspiels Mädel auf den Leib geschrieben hatte.
Nun sollte der Stoff also ins Fernsehen, die Besetzung der Hauptrolle war gesetzt: Bjarne Mädel. Zusammen gingen sie mögliche Regisseurinnen und Regisseure durch. Als ein Name fiel, platze es aus Mädel heraus: „Bevor der das macht, mache ich das lieber selber.“ Gesagt, getan.
Und so wird das Regiedebüt des Schauspielers, den viele vor allem als Schotty aus dem „Tatortreiniger“ oder Ernie aus „Stromberg“ kennen, und der zuletzt mit seiner Rolle als Ermittler in der Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung „Feinde“ für Aufsehen sorgte, am Mittwoch (20. Januar) um 20.45 Uhr in der ARD zu sehen sein. In Hamburg, Bremerhaven und Niedersachsen wurde gedreht, beim Filmfest Hamburg feierte „Sörensen hat Angst“ Premiere.
Es geht um einen Kommissar (Mädel) mit Angststörungen, der sich von Hamburg in die norddeutsche Provinz versetzen lässt, in der Hoffnung dort zur Ruhe zu kommen, ein ruhiges Leben führen zu können und seine Ängste zu überwinden. Das gelingt nur bedingt, denn natürlich entpuppt sich das platte Land als Ort des Schreckens.
„Der fiktive Ort Katenbüll ist die äußere Entsprechung des inneren Zustandes des Kommissars. Diese graue matschige Atmosphäre spiegelt das super wider“, sagt Mädel, der in Reinbek aufgewachsen ist, Anfang der 2000er-Jahre fünf Jahre lang Ensemblemitglied am Schauspielhaus Hamburg war.
Eine Atmosphäre, die an das Setting in „Mord mit Aussicht“ erinnert. In der Serie gibt Mädel einen Dorfpolizisten in der Eifel, der sich mit einer Kommissarin aus der Stadt herumplagt. Mädel spielt ganz bewusst mit dieser Assoziation. In „Sörensen hat Angst“ ist es umgekehrt: Der Kommissar aus Hamburg landet direkt in einer beschaulichen Polizeistation mit zwei ambitionierten und gutherzigen Kollegen, die niemals aus dem Dorf herausgekommen sind. Dann steckt er auch gleich mittendrin in den Intrigen, Feindschaften und Freundschaften des friesischen Örtchens. Denn Sörensen ist noch nicht ganz angekommen, da gibt es schon eine Leiche. Es ist der Bürgermeister.
Dann weicht die Komik der Trostlosikeit
„Das war die schwierige Balance, die es hinzubekommen galt, auf der einen Seite ein Kommissar, der seiner Krankheit mit Humor begegnet, und dann die düstere Umgebung, diese furchtbaren Angstzustände und ein noch furchtbareres Verbrechen“, sagt Mädel. Denn zunächst glaubt sich der Zuschauer in einer witzigen und auch harmlosen Krimikomödie, bis Sörensens Angststörung schmerzlich ins Bild rückt.„Ich glaube, dass Humor ganz wichtig ist, um mit der Angst umzugehen. Das macht Sörensen ja auch und stellt sich ihr zugleich“, sagt der 52-Jährige.
Als er dann dem Verbrechen immer mehr auf die Spur kommt, ist plötzlich kein Platz mehr für diese Angst, für den Humor erst recht nicht. Mit dem Moment, in dem sich andeutet, was tatsächlich hinter dem Verbrechen steckt, verschwindet die Komik komplett, stattdessen Trostlosigkeit und beklommenes Entsetzen.
Harmlose Komödien sind für Mädel vergeudete Zeit. Er will eine Wirkung erzielen, die über ein amüsiertes Lachen hinweggeht, einen Verlust nachvollziehbar machen, einen Sog entwickeln. „Ich habe das nicht aus Größenwahn gemacht, sondern weil ich schon sehr lange mit dem Projekt vertraut war und mir das Thema Angststörung aber auch das Thema des Falles am Herzen liegt.“
Auf Komödien festgelegt sieht sich Mädel sowieso nicht. Da habe er sich längst freigeschwommen. „Außerdem bin ich ja Schauspieler geworden, um verschiedene Rollen zu spielen.“ Jetzt also wagt er sich an die Regie. „Das war dann viel leichter, als ich gedacht habe.“
Sobald jemand „Bitte“ ruft, ist Mädel in der Szene, voll konzentriert. Als Regisseur habe er sich nun einfach nur merken müssen, was ihn in einer Szene gestört hat, um es danach zu besprechen. Geholfen hat ihm dabei sein Team, auf das er sich verlassen konnte. Denn, so erzählt er, für ihn war es eine Grundvoraussetzung und eine große Verlockung, das Ensemble, darunter Matthias Brandt, Peter Kurth und der Nachwuchsschauspieler Leo Meier, und das Team selbst zusammenstellen zu können. „Das hat mir eine große Sicherheit gegeben. Sonst hätte ich mich das auch gar nicht getraut.“
Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.
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