
Lukas Klostermann kommt nicht mehr hinterher, Mohamed Salah nutzt einen Leipziger Patzer zur Führung
Foto: Laszlo Szirtesi / Getty ImagesSzene des Spiels: Eigentlich hatte Marcel Sabitzer auf Nummer sicher gehen wollen: Mit dem pressenden Roberto Firmino im Rücken wollte Leipzigs Kapitän die eigene Abwehrkette mit einbinden. Sabitzers Rückpass aber kam nicht in den Fuß von Abwehrspieler Lukas Klostermann, sondern in dessen Rücken. Liverpools Mohamed Salah schnappte sich den Ball, unbedrängt erzielte der Ägypter das 1:0 für den englischen Meister. So einfach wurde es für die Reds an diesem Abend immer nur dann, wenn Leipzig kräftig mithalf.
Das Ergebnis: Und das tat die Mannschaft von Julian Nagelsmann mehr als einmal: 0:2 (0:0) verlor der Bundesliga-Zweite sein (nominelles) Heimspiel im Achtelfinale der Champions League. Damit wird es schwer, sich im Rückspiel noch für die Runde der letzten Acht zu qualifizieren. Hier geht es zur Meldung.
Heimspiel nur für einen: Ein Aufreger im Vorfeld der Partie war der Austragungsort: Anstatt in Leipzig fand das Spiel in der Puskás Aréna zu Budapest statt. Grund dafür waren die deutschen Einreiseregeln: Einreisende aus Großbritannien unterliegen aufgrund der dort vorherrschenden B.1.1.7.-Mutation des Coronavirus besonderen Einschränkungen, in Deutschland hätte der FC Liverpool nicht antreten können. Die Verlegung führte a) zu einer Debatte über die Demut des Profifußballs, b) die Auswärtstorregel ad absurdum und c) dazu, dass zunächst nur Leipzigs ungarischer Torhüter Péter Gulácsi gegen seinen Ex-Klub ein »Heimspiel« hatte.
Tempo gegen Tempo: In der zweiten Hälfte kam mit Willi Orbán dann noch ein zweiter ungarischer Nationalspieler in die Partie – der gebürtig allerdings nicht wie Gulácsi aus Budapest stammt, sondern aus Kaiserslautern. Dass Orban nicht zur Startaufstellung zählte, hatte taktische Gründe: »Wir haben uns für Geschwindigkeit entschieden«, erklärte Julian Nagelsmann vor dem Spiel. In der Abwehrkette starteten daher neben Bald-Münchner Dayot Upamecano deswegen die ebenso pfeilschnellen Klostermann und Nordi Mukiele, um es mit Liverpools Tempomachern Sadio Mané und Mohamed Salah aufzunehmen.
Die erste Hälfte: Leipzig machte früh mit einer spanischen Koproduktion auf sich aufmerksam, eine Hereingabe von Angeliño köpfte Dani Olmo aus kurzer Distanz an den Innenpfosten (5. Minute). Dann gewann Liverpool in einer intensiven Partie, in der beide Teams dem Gegner nur wenig ungestörte Zeit am Ball gestatteten, nach und nach die Oberhand. Gulácsi musste mehrfach eingreifen – und hatte Glück, dass das Schiedsrichtergespann einen Kopfballtreffer Firminos nicht anerkannte: Nach einem Fehlpass von Upamecano schaltete Liverpool über Thiago und Mané schnell um, der Ball soll vor dem Tor knapp im Aus gewesen sein (36.). So ging es torlos in die Pause.
Die zweite Hälfte: Wieder machte eine Leipziger Großchance den Auftakt, diesmal rettete Alisson gegen Christopher Nkunku (46.). Wieder war Liverpool danach besser im Spiel. Und wieder machte Leipzig Fehler: Erst nutzte Salah Sabitzers Fehlpass zur Führung, dann grätschte Nordi Mukiele an einem Befreiungsschlag von Curtis Jones vorbei. So war der Weg für Mané zum 2:0 frei (58.). Die letzte halbe Stunde gehörte dann zwar zu großen Teilen Leipzig, die wenigen Abschlüsse kamen allerdings nicht oder nicht gefährlich genug aufs Liverpooler Tor.

So leicht kann's gehen: Auch Sadio Mané hatte bei seinem Treffer viel Leipziger Hilfe
Foto: Marton Monus / dpaKlopps Genugtuung: Vor dem Spiel nannte Jürgen Klopp die Leipziger »ein richtiges Brett«. Dass von diesem nun nur noch ein paar Sägespäne übrig sind, darf angesichts der jüngsten Ergebnisse als große Erleichterung gelten: Mit sechs Niederlagen, einem Unentschieden und drei Siegen las sich die Pflichtspielbilanz des FC Liverpool im Jahr 2021 bis dato wie die eines Abstiegskandidaten, nicht wie die eines Titelanwärters. Unter der Woche musste Klopp sich gar Rücktrittsgerüchten erwehren, betonte: »Ich brauche keine Pause.« Zumindest in der Champions League füllte die Mannschaft die Worte des Trainers mit Leben.
Kabaks Feuertaufe: Für Ozan Kabak verlief der Karriereweg in den letzten Wochen steil nach oben: Das türkische Abwehrtalent wechselte vom Bundesliga-Letzten Schalke 04 zunächst leihweise nach Liverpool und schaffte es dort direkt zum Stammspieler. Grund dafür sind vor allem die Verletzungen von Virgil van Dijk, Joel Matip und Joe Gomez. Am Abend feierte Kabak sein Champions-League-Debüt – und blieb weitestgehend fehlerfrei in der Innenverteidigung neben Reds-Kapitän Jordan Henderson. Dass der normalerweise eher zwischen Sechser- und Achter-Position pendelt, sagt einiges über die Liverpooler Personalsituation in der Defensive aus.
Und nun? Das Rückspiel zwischen den beiden Teams ist für den 10. März angesetzt. Ob und wo es stattfinden kann, steht angesichts der Corona-Pandemie jedoch in den Sternen: Nach aktuellem Stand könnten die Leipziger wohl nicht an die Anfield Road reisen, ohne sich danach für 14 Tage in Quarantäne zu begeben. Im Zweifel dürfte sich wahrscheinlich erneut irgendwo in Europa ein Ort finden, um zu spielen – über Sinn und Unsinn solcher Verlegungen dürfte erneut gestritten werden.
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