Die Szene vor der Szene des Spiels: Wer einen Eckball hat, hofft auf ein Tor. Aber wenn man Pech hat, dann kann man bei Ballverlust nach der Ecke im direkten Gegenzug auch einen Treffer kassieren. In der 66. Minute hatte Borussia Mönchengladbach beim Stand von 0:0 einen Eckball – der Ball flog in den Sechzehner von Borussia Dortmund, er wurde geblockt, im Nachsetzen versuchte Florian Neuhaus, ihn erneut in den Strafraum zu passen. Aber Dortmunds Nico Schulz – der normalerweise gar nicht gespielt hätte – hatte aufgepasst, er ging dazwischen. Dann ging es im DFB-Pokalviertelfinal-Duell sehr schnell.
Szene des Spiels: Nach Schulz Balleroberung am eigenen Strafraum vergingen handgestoppte 13 Sekunden, dann lag der Ball auf der anderen Seite im Tor. Schulz schaltete sofort um, danach sah man mehrere Verlagerungen: Erst ging der Ball in die Mitte zu Erling Haaland, dann nach rechts zu Marco Reus und von dort rüber auf die andere, linke Seite zu Jadon Sancho. Direkte, schöne Passe, es ging kreuz und quer über den Platz und das ziemlich schnell: Sancho vollendete den Dortmunder Traumkonter zur Führung.
Ergebnis des Spiels: Borussia Dortmund hat das Duell gegen den künftigen Trainer Marco Rose gewonnen und darf weiter auf den Sieg im DFB-Pokal hoffen. 1:0 (0:0) endete die Partie bei Borussia Mönchengladbach. Hier lesen Sie den Spielbericht. Hinterher gab es viel Lob für den Dortmunder Noch-Trainer Edin Terzić, der sich nach dem Sommer hinter Rose als Co-Trainer einordnen wird. Mats Hummels sagte über Terzić: »Er hat eine große Karriere vor sich.«
Zu Asche, zu Staub: Vor knapp vier Wochen war die Welt von Borussia Mönchengladbach noch eine heile, nun hat das Team die sechste Partie in Folge nicht gewinnen können, demnächst dürfte in der Champions League Schluss sein. Das wäre kein Beinbruch. Aber der DFB-Pokal, dieser Wettbewerb schien weiter Retter der Saison werden zu können, zumal Rekordsieger Bayern München bereits ausgeschieden ist. Daraus wird nichts. Die Stimmung um den Trainer wird sicher nicht besser.
Brennpunkt: Die 30 Minuten lange Vorberichterstattung im Ersten erinnerte an einen ARD-Brennpunkt. Thema: Marco Rose. Die Weiterentwicklung der Borussia unter ihm, der Einzug in die K.-o.-Phase der Champions League, die Ausstiegsklausel, sein Wechsel nach Dortmund im Sommer, der Ärger der Fans – jetzt war auch der Letzte vor Roses Duell gegen seine zukünftige Mannschaft auf Stand. Ein kurzes Interview mit dem Protagonisten gab es auch noch, aber Rose ließ den Reporter kurz vor Anpfiff nicht mehr wirklich nah an sich heran: »Das Spiel ist für uns wichtig, für Borussia Mönchengladbach, und damit für mich auch.«
Heimlicher Spielmacher: Die Partie war fünf Minuten alt, als Raphaël Guerreiro bereits verletzungsbedingt vom Feld musste. Guerreiro, der Mann von der linken Abwehrseite, ist so etwas wie der heimliche Spielmacher beim BVB, zieht er doch im Angriff immer wieder in die Mitte; in dieser Saison war er bereits an 13 Treffer beteiligt. Für den BVB war sein Ausfall eine frühe Schwächung, und für den 27-Jährigen kam Nico Schulz, der in dieser Saison bisher kaum eine Rolle gespielt hatte. Aber in der 66. Minute sollte er Teil der traumhaften Kombination werden, die zum Dortmunder Weiterkommen führte.
Nach dem Brennpunkt wenig Feuer: Die erste Hälfte fiel insgesamt in die Kategorie »Da geht noch mehr«, immerhin – es ging gut los. Marcus Thuram tauchte in der zweiten Minute nach Hereingabe von Jonas Hofmann frei vor dem Tor auf, aber er hatte den Ball nicht richtig getroffen. Dortmund stand tief, und wenn der BVB mal versuchte anzugreifen, dann griffen auch schnell zwei, drei Gladbacher an. Da passte es, dass die gefährlichste Szene nach einem langen Pass zustande kam: Hummels hatte die Gladbacher Kette mit einem weiten Ball überspielt, Haaland lief auf das Tor zu, aber Nico Elvedi konnte den Norweger bei seinem Schuss aus 15 Metern stören. Ein Abseitstor von Thuram kurz vor dem Halbzeitpfiff war der letzte Aufreger.
Echter Spielmacher: Mit 133 Treffern und 90 Torvorlagen im BVB-Trikot war Reus in die Partie gegangen. In der 53. Minute wäre beinahe die 91 Torvorlage dazugekommen, doch ein Treffer von Haaland nach Pass von Reus zählte wegen Foulspiels nicht. Wenig später durfte sich Reus aber dann doch über Torvorlage Nummer 91 freuen, als er den Siegtreffer durch Sancho auflegte.
Der Jubilar: Warum erzählen wir eigentlich von der Reus-Statisitik? Es ist die Zwischenbilanz des Dortmunder Spielgestalters, der am Abend sein 300. Pflichtspiel für den BVB bestritten hat und sein Jubiläum an alter Wirkungsstätte im Borussia-Park feiern durfte. Es hätten deutlich mehr Spiele sein können, im 2012 kam Reus von Gladbach nach Dortmund, doch der 31-Jährige war während seiner BVB-Zeit immer wieder mal verletzt. Ausgerechnet in dieser Spielzeit, in der die Belastung wegen des engen Terminplans als besonders hoch gilt, hat Reus bisher keine einzige Partie verletzungsbedingt verpasst.
Ausblick: Der Gladbacher Borussia bleibt nur noch die Bundesliga, sollte in der Champions League gegen Manchester City keine Sensation mehr passieren. In der Liga will man sich erneut für Europa qualifizieren, aber das Team ist nur Neunter. Diese Saison könnte noch brutal enden. Aber sie soll, das bekräftigte Sportchef Max Eberl vor Anpfiff gegen Dortmund, mit Marco Rose als Trainer enden.
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