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Hamilton triumphiert, Desaster für Vettel - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das alte Bild, aber eine neue Spannung. Das ist die Botschaft der Formel 1 von diesem Sonntag. Weltmeister Lewis Hamilton gewann zwar das erste Rennen der Saison in Bahrein knapp vor Max Verstappen im Red Bull und dem abgeschlagenen Vatteri Bottas (36 Sekunden Rückstand) im zweiten Mercedes. Aber Verstappen hatte es in der Hand, die Premiere für sich zu entscheiden. Der Niederländer fuhr das schnellere Auto, musste aber die in den letzten Runden gewonnene Führung auf Geheiß seines Teams wieder abgeben. „Das ist sehr, sehr schade“, sagte der 23-Jährige und schaute verdrießlich, während er nach einem Lichtblick suchte: „Es gibt auch etwas Positives. Wir können mithalten, wir können gegen sie kämpfen.“

Für Red Bull begann das Rennen mit einer Hiobsbotschaft. In der Einführungsrunde blieb Sergio Perez stehen, weil die Stromversorgung aussetzte. Der Mexikaner konnte erst nach einer kurzen Pause weiterfahren, musste aber aus der Boxengasse starten, nachdem das Fahrerfeld zum zweiten Mal Aufstellung genommen hatte: Letzter. So schnell rückte Sebastian Vettel vor. Im Qualifikationstraining war der viermalige Weltmeister nur 18. geworden. Und weil der Hesse auf der letzten Runde unter doppelt Gelber Flagge nach einem Dreher von Nikita Masepin im Haas vor ihm nicht ausreichend vom Gas gegangen war, bestraften ihn die Streckenkommissare mit der Rückversetzung ans Ende des Feldes.

Der Aston-Martin-Pilot kam schnell voran, kaum waren die Lichter der Startampel verloschen: 14. in der ersten Runde. Aber Masepin kam auch im Grand Prix von der Strecke ab, schlug ein, verletzte sich nicht, warf aber Trümmerteile auf die Piste: Safety-Car. Nächster Versuch vor einigen, geimpften oder von Covid-19 genesenen Zuschauern in die Gänge zu kommen. Vergeblich. Verstappen blieb beim fliegenden Start zwar vor Hamilton. Doch hinter den beiden krachte es wieder. Pierre Gasly verlor den Frontflügel seines fixen Alpha Tauri im Nahkampf und schied aus. Mick Schumacher drehte sich im zweiten, noch verbliebenen Haas, bei seiner Premiere. Eine Pirouette ohne große Folgen. Der Deutsche blieb auf Rang 18.

Nachdem sich der Staub gelegt hatte, ließ sich die Hackordnung im ersten von 23 Grand Prix erkennen. Die Spitzenklasse der Formel 1 entpuppte sich als Zwei-Mann-Klub mit Bottas im Vorzimmer: Verstappen gegen Hamilton. Der Herausforderer verlor die Führung auf dem Weg zum ersten Boxenstopp, weil der Chefpilot früher zum Reifenwechsel abbog und dann auf frischen Pneus den sogenannten „Undercut“ vollendete: Sechs Sekunden lag Verstappen hinter dem Silberpfeil, als er sich, frisch abgefertigt, auf die Jagd machte. Haben die Teamchefs von Red Bull und Mercedes Recht, dann nimmt der Premierenverlauf der Saison den großen Wettlauf über 22 weitere Stationen bis zum zweiten Advent vorweg: „Es wird ein Kampf werden“, sagten Christian Horner und Toto Wolff quasi unisono.

Kollision mit Esteban Ocon (links): Sebastian Vettel in Bahrein

Kollision mit Esteban Ocon (links): Sebastian Vettel in Bahrein : Bild: AP

Es wurde ein Fight im gleißenden Licht der Streckenbeleuchtung unter dem Nachthimmel. Der Stern sank nicht. Aber er zog auch nicht mehr so unberührbar auf seiner Umlaufbahn um den Rest des Feldes. Bis zum zweiten Boxenstopp näherte sich Verstappen bis auf zwei Sekunden, Hamilton und Mercedes spürten den Druck, verhinderten einen Undercut des Red-Bull-Mannes, in dem sie sich wieder früher zum Service-Aufenthalt entschlossen. Verstappen kehrte nach seinem zweiten Stopp mit gut sieben Sekunden Rückstand zurück auf die Strecke, befeuert vom Renningenieur, die Klasse des Boliden auszufahren, aber hauszuhalten mit den Reifen: „Halt noch was übrig!“ Gesagt, getan. Fünf Runden vor Schluss tauchte der Red Bull formatfüllend im Rückspiegel von Hamilton auf. Der suchte sein Heil im Windschatten von zu überrundenden Kollegen. Der Superstar unter Druck – schon leistete er sich einen kleinen Fahrfehler.

Im vergangenen Jahre wäre der Silberpfeil auf den Geraden davon geschossen, hätte sich Hamilton müheloser ins Ziel gerettet. Aber der neue Honda-Motor im Heck ist nicht nur schlanker und begünstigt deshalb die Aerodynamik. Der Antrieb bietet auch wesentlich mehr Kraft. 53. Runde: Erste Attacke, schwupps vorbei. Aber Verstappen verließ dabei das Streckenlimit, überfuhr die weiße Linie. Im Training ist das bei Strafe verboten. Für den Grand Prix hatte der Rennleiter eine Freigabe erteilt, sie aber mittendrin zurückgenommen. Also musste Verstappen auf Anordnung seines Rennstalls vom Gas gehen. Hamilton schlüpfte wieder durch. Neue Führung. Weiter ging's, das Ziel vor Augen, schossen sie in die letzte Runde. Noch ein Versuch? Zu spät. „Die Reifen hatten dann keinen Grip mehr“, schilderte Verstappen und zuckte mit den Schultern. „Es ist hart, ein Rennen so zu verlieren“, sagt sein Teamchef Christian Horner gelassen, „wir sollten aber keine Inkonsistenz zulassen.“

Und die Deutschen? Wie erwartet. Ein Hinterherfahrer und ein indisponierter Mitläufer, könnte man glauben beim Blick auf die Ergebnisse. Aber Schumacher (16.) schlug sich tapfer. Abgesehen vom Dreher lieferte er ein fehlerfreies Debüt im langsamsten aller Rennwagen. Vettel konnte zwar seinen Kampfgeist aufblitzen lassen, hielt starke Konkurrenten auf frischeren Reifen mit geschickten, teils atemraubenden Manövern lange hinter sich.

Aber dann prallte der Heppenheimer ins Heck des Franzosen Esteban Ocon im Alpine. Sein Fehler. Das sahen auch die Streckenkommissare so: zehn Sekunden Zeitstrafe, 15. Ein Desaster. Dazu kam eine ernüchternde Erkenntnis: Rang zehn von Teamkollege Lance Stroll mit gut 86 Sekunden Rückstand belegt den Rückfall des 2020 noch so fixen Teams. McLaren und Ferrari sind weitaus schneller über eine Runde und im Dauerlauf. Der Alpha Tauri macht auch einen besseren Eindruck. Vettel wird nicht viel punkten können, aber müssen.

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