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DFB-Pokal: Fünf Tore, Pokalfinale, doch am Ende ist der BVB geschockt - WELT

Sie waren mit reichlich Lorbeeren nach Dortmund gekommen. Aufstiegsaspirant in der zweiten Liga, vier Pokalrunden gewonnen, sogar die großen Bayern hatte Holstein Kiel aus dem DFB-Pokal geworfen. Nun also der BVB als letzte Etappe vor dem großen Ziel: Endspiel in Berlin. Kein Spieler im Kader des Zweitligisten hatte das bislang geschafft.

Doch der Pokalschreck erlebte im Halbfinale eben diesen. Ehe sich der Außenseiter versah, lag er hoffnungslos zurück. Am Ende stand ein 5:0 (5:0) für den BVB, der im Endspiel am 13. Mai in Berlin nun auf RB Leipzig trifft.

„Wir haben Kiel natürlich ernst genommen. Sie haben Bayern rausgeworfen. Für uns war es natürlich super, dass wir zur Halbzeit schon 5:0 geführt haben“, sagte Emre Can nach dem Abpfiff. Auch Marco Reus, dessen Tor Can aufgelegt hatte, sprach davon, dass man gesehen habe, wie „gierig“ der BVB auf den Titel sei.

Den einzigen vermeintlichen Rückschlag hatten die Dortmunder 24 Stunden vor dem Anpfiff erlitten. Erling Haaland, die blonde Lebensversicherung, musste am Freitag nach einem letzten Härtetest abwinken. „Es hat keinen Sinn gemacht. Die Probleme waren zu groß“, berichtete Lizenzspielleiter Sebastian Kehl von den muskulären Problemen seines Stürmers, die von einem Schlag in der Partie gegen Wolfsburg verursacht worden waren. Die ganze Woche hatte die medizinische Abteilung versucht, den Norweger spielfähig zu pflegen, doch die Risiken blieben zu groß, die Schmerzen zu stark.

Hazard spielt für Haaland

Für Haaland rückte Thorgan Hazard in die Startelf, und dennoch warf der Verhinderte oben auf der Tribüne früh die linke Faust in die Luft, nachdem es auf dem Feld früh den ersten Wirkungstreffer gegeben hatte. Jadon Sancho näherte sich in halblinker Position dem Kieler Strafraum und legte kurz vor dem Eindringen quer auf Giovanni Reyna, der den Ball platziert in die untere rechte Torecke schoss (16.). Haaland hatte kaum wieder Platz genommen und die auch im Sitzen noch einmal präsentierte Faust wieder in die Tasche seiner Jacke gesteckt, da war es erneut der 18-jährige Amerikaner, der seine Kollegen jubeln ließ (23).

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Thorgan Hazard traf zum zwischenzeitlichen 4:0
Quelle: AP/Friedemann Vogel

Die Dortmunder waren im Halbfinale der ganz frühen Vorentscheidung auf den Fersen: Kapitän Reus nahm den Ball mit der Hacke in den Sechzehner mit, legte von der Grundlinie per Hacke zurück auf Raphael Guerreiro, der – ebenfalls per Absatz-Kick – auf Reyna am langen Pfosten weiterleitete. Und wer noch rätselte, ob mit dem sehenswert herausgespielten Treffer bereits die Vorentscheidung herbeigeführt worden war, erhielt umgehend Gewissheit.

Can, der für den gesperrten Mahmoud Dahoud in die Mannschaft gekommen war, lupfte gefühlvoll in den Strafraum, wo Reus auf 3:0 erhöhte (26.). Nach dem 4:0 durch Hazard (32.), klatschte Haaland vergnügt Beifall. Jude Bellingham erhöhte gegen die beste Abwehr der zweiten Liga noch vor dem Pausenpfiff auf 5:0 (42.).

„Wir haben alles vermissen lassen, waren nicht griffig, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Ich weiß nicht, ob wir dachten, dass wir hier ein bisschen mitspielen. Man muss dem Gegner auch mal wehtun. Das haben wir nie geschafft. Vielleicht hat der Tick Spritzigkeit gefehlt“, mutmaßte Fin Bartels nach dem Spiel. Man habe aber immer noch „tolle Ziele“ vor Augen.

Moreys schlimme Verletzung

Kiels Trainer Ole Werner hatte unmittelbar vor dem Anpfiff daran erinnert, dass „wir Phasen haben werden, in denen wir etwas überstehen müssen.“ Er hatte durchaus recht behalten. Die erste jedenfalls war ziemlich genau zu markieren. Sie dauerte exakt 45 Minuten.

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Schon in der Pause verkündete Kiels Geschäftsführer den Abgesang, zählte auf, woran es im Spiel seiner Mannschaft gemangelt hatte. Es war eine lange Liste, die mit „Einsatzbereitschaft“ begann und „Laufbereitschaft“ endete: „Wir waren chancenlos“, erkannte Uwe Stöver, der „einen Klassenunterschied“ gesehen hatte.

Den allerdings könnten die Kieler zumindest auf dem Papier in den kommenden Wochen ausgleichen. Die KSV Holstein, aktuell auf Platz vier der Zweiten Liga positioniert, hat es dank drei Nachholspielen selbst in der Hand, erstmals in die Bundesliga aufzusteigen.

Borussia Dortmund v Holstein Kiel - DFB Cup: Semi Final
Mateu Morey wird von Sanitätern aus dem Innenraum getragen
Quelle: Friedemann Vogel - Pool/Getty Images/Pool

Die Freude des BVB wurde am Ende allerdings von einer schweren Verletzung von Mateu Moreys gedämpft. Die schmerzerfüllten Schreie des BVB-Verteidigers, dessen Knie böse wegknickte, waren im leeren Dortmunder Stadion bis auf die Tribüne zu hören. Auch Haaland schlug schockiert die Hände vor sein Gesicht.

„Dass die Verletzung schwer ist, hat man direkt gehört. Die Freude hält sich deshalb in Grenzen. Das ist extrem bitter für den Jungen, er hatte glaube ich schon mal einen Kreuzbandriss“, kommentierte Can die Szene sichtlich betroffen. „Es tut jedem hier in der Mannschaft weh, weil er ein Superjunge ist.“

„Bis zu dieser Szene in der 75. Minute war es ein perfekter Abend, aber das tut extrem weh und trübt die Stimmung“, sagte auch Terzic zur Verletzung, während Morey ins Krankenhaus gebracht wurde.

Sportlich dagegen kann das Team am Ende einer turbulenten Spielzeit nach vier Siegen in Folge (13:1 Tore) noch vieles ausmerzen. Der BVB hat sich in in eine aussichtsreiche Position gebracht. „Wir wollen unbedingt noch in die Champions League. Wir wollen unbedingt nach Berlin“, hatte Terzic vor dem Spiel gesagt. Ziele, denen die Mannschaft mit ihrem Auftreten entsprach.

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