
Edin Terzić hebt den DFB-Pokal in die Luft
Foto: Martin Rose / Getty ImagesDie letzte Frage war bereits beantwortet, und Edin Terzić war nun bereit, um in die Berliner Nacht zu verschwinden. Er habe noch eine Verabredung, hatte er auf der Pressekonferenz gesagt, mit der Familie, per Videocall wolle man den Pokalsieg feiern und sich gedanklich in den Armen liegen. »Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie hier ist.«
Doch es wurde noch einmal sehr laut – und nass. Mit Bierduschen holten die BVB-Stars ihren Trainer ab, Erling Haaland tanzte oberkörperfrei um den Coach, und der ließ es alles über sich ergehen. »Ich genieße den Moment«, hatte Terzić kurz vorher gesagt, und Terzić, nun schmierig und klebrig, sah auch noch nach dem Bier glücklich aus.
Seit ziemlich genau fünf Monaten ist Terzić, 38, Cheftrainer beim BVB. Der Dortmunder Jung, wie sie ihn nennen, habe damals eine Mannschaft von Lucien Favre übernommen, die »halb tot« gewesen sei, sagte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke am Rande des DFB-Endspiels. Das ist etwas übertrieben: Der BVB war damals Bundesliga-Fünfter und noch in der Champions League und im DFB-Pokal vertreten. Aber, und das stimmt schon, das Team war weit weg von einer Leistung, wie es sie nun im Pokalendspiel gegen RB Leipzig auf die Bühne gebracht hat.

4:1 (3:0) hieß es am Ende im Berliner Olympiastadion, für Dortmund war es der fünfte Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Der überragende Marco Reus war an allen Toren gegen RB beteiligt und betrieb in eigener Sache EM-Werbung vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw; Haaland und Jadon Sancho erzielten jeweils zwei Treffer, und sollten sie den BVB verlassen, wird es sehr teuer für den aufnehmenden Verein. Und Łukasz Piszczek war läuferisch so stark, dass man sich wirklich wundern muss, dass er im Juni bereits 36 wird.
»Ich möchte an diesem Abend niemanden hervorheben«, sagte Terzić, um dann doch noch ein Sonderlob an Piszczek zu verteilen: »Er hat den Tank wirklich leer gemacht.« Aber dieser Abend war nicht nur einer der Spieler, es war auch der des Trainers, der im Sommer den Cheftrainerposten und die Pokalsieger-Mannschaft an Marco Rose übergeben wird. Terzić hat die Messlatte für den Nachfolger mit dem Abend von Berlin ziemlich hoch gelegt.
Für Terzić war es der sechste Pflichtspielsieg in Folge; die Qualifikation zur Champions League ist wieder aus eigener Kraft möglich. Seit dem 15. Februar haben der BVB und sein Coach 18 Pflichtspiele bestritten und im Schnitt 2,11 Punkte pro Spiel geholt. Der 15. Februar ist nicht irgendein Tag im Jahr 2021, es ist der Tag, an dem der BVB die Verpflichtung von Rose zur neuen Saison bekannt gegeben hat. Damals schien dieser Transfer eine gute Idee, der BVB hatte einen mäßigen Start unter Terzić erlebt.

Der Moment des Abpfiffs
Foto: Martin Rose / Getty ImagesAber dann folgte eben die Zeit nach dem Rose-Deal, die Zeit der Siege und Erfolge. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass Terzić, der schon Favre assistiert hatte und zuvor Co-Trainer sämtlicher BVB-Nachwuchsmannschaften gewesen war, zurück in die zweite Reihe geht, als Co-Trainer von Rose. So war es bisher geplant, aber offenbar ist das sogar für den Klubchef schwer vorstellbar geworden: »Edin hat den Schlüssel in der Hand. Der spürt den Verein, der atmet den Verein«, sagte Watzke in der ARD: »Aber wenn er etwas anderes machen will, dann werden wir mit ihm reden.«
Er habe keinen Schlüssel in der Hand, lautete später die Antwort von Terzić. »Ich habe heute nur den Pokal in der Hand gehabt«, sagte er, und: »Fußball ist ein Tagesgeschäft, gönnt uns einfach diesen Abend.«
Es ist bemerkenswert, dass am Ende dieser Saison vielleicht Edin Terzić als der Trainer der Saison hervorgehen könnte, vorausgesetzt der BVB sichert in den verbleibenden Ligaspielen gegen Mainz 05 und Bayer Leverkusen die Champions League.
Die Ankündigung mit den Fußstapfen
Lange schien es die Saison von Adi Hütter zu werden, doch als er seinen Abschied aus Frankfurt bekannt gab, rutschte die bis dahin so überraschend starke Eintracht aus den Champions-League-Rängen. Diesen Platz hat nun die Terzić-Mannschaft übernommen. Auf Roses vorzeitige Wechselbekanntgabe folgte eine Niederlagenserie bei Gladbach – und mit Terzić' Pokalsieg eine bald wahrscheinlich eher schwere Ankunft für Rose beim BVB. Seit der Wechsel von Julian Nagelsmann zum FC Bayern offiziell ist, gewann RB Leipzig nicht mehr oft, der Tiefpunkt war nun das 1:4 im Pokalendspiel. Auch dafür ist Terzić mitverantwortlich.
Fußstapfen hatte Julian Nagelsmann vor zwei Jahren angekündigt. Wenn er einmal RB Leipzig verlassen werde, wolle er etwas Blechernes holen, Fußspuren hinterlassen. Eigentlich hatte er sich vier Jahre dafür Zeit geben wollen, doch jetzt ist vorzeitig Schluss. Seinen ersten Titel wird Nagelsmann erst beim FC Bayern gewinnen können.
Hütter, Rose und Nagelsmann eint, dass sie mitten in der Saison ihre Karrieren vorangetrieben haben, der Erfolg mit dem jeweils aktuellen Arbeitgeber, so scheint es, ist dabei auf der Strecke geblieben.
Terzić wirkt nicht wie ein Karriereplaner, er scheint noch immer der BVB-Fan, der bei seinem Herzensklub Trainer geworden ist und diesen Verein verehrt. Aber er hat seine Mission fast erfüllt und Begehrlichkeiten geweckt, er ist 38 und bereits DFB-Pokalsieger.
Ist das nicht ein guter Anlass, sich einen neuen Verein zu suchen, um auch zum Start der neuen Saison Cheftrainer sein zu können? »Ich war zehneinhalb Jahre Co-Trainer«, sagte Terzić: »Und ich hatte auch so ein glückliches Leben. Ich habe keine Angst vor der Zukunft.« Es klingt fast nach einem Bekenntnis zum BVB, und damit auch zur Co-Trainer-Rolle.
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