
Szene aus »Gaza mon amour«: Kein Drama, sondern Lakonie
Foto: AlamodeNeu im Kino: »Gaza mon amour«
Wenn mal wieder der Strom weg ist, machen die Menschen einfach Kerzen an und checken den Akkustand ihrer Smartphones. Es sind eingeübte Reflexe, denn Blackouts gibt es im Gazastreifen ständig. Der Liebesfilm »Gaza mon amour« (Kinostart: 22. Juli) erzählt von den harten Lebensbedingungen in dem Palästinensergebiet. Die Figuren meistern sie mit einer Mischung aus Schwermut und Aberwitz. Die Zwillingsbrüder Tarzan und Arab Nasser, die in Gaza geboren sind, jetzt aber in Südfrankreich leben, haben einen so berührenden wie skurrilen Film gedreht – in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Im Gazastreifen selbst wäre dies sehr beschwerlich, vielleicht sogar unmöglich gewesen, sagt Tarzan Nasser im Interview. Er und sein Bruder erzählen vom 60-jährigen Issa (Salim Dau), der ein ruhiges und einsames Leben als einfacher Fischer führt und nachts in den Küstengewässern seine Netze auswirft. Plötzlich hat er einen Geistesblitz: Er will heiraten, die Schneiderin Siham (Hiam Abbas), die er aus der Ferne anhimmelt und die nichts von seinen Plänen ahnt. »Gaza mon amour« beschreibt die Annäherung der beiden mit viel Zartgefühl. Ein bisschen Geduld muss man mitbringen, denn alles entwickelt sich ohne Eile. Statt zu dramatisieren, setzen die Brüder auf Lakonie. Damit ist ihnen ein lebensbejahender Film gelungen, der den Zuschauer daran teilhaben lässt, wie zwei Menschen allen Widrigkeiten zum Trotz zueinanderfinden können. Lars-Olav Beier
Neue Literatur: »Was fehlt dir« von Sigrid Nunez
In Sigrid Nunez preisgekröntem Roman »Der Freund« von 2018 ging es darum, den unerwarteten Tod eines nahestehenden Menschen zu verarbeiten, zu verstehen und zu akzeptieren. Ihr neues Buch »Was fehlt dir« hat eine andere Perspektive: Die Icherzählerin begleitet eine krebskranke Freundin bis zu deren Tod, ein Liebesdienst, der gemischte Gefühle hervorruft und viel Kraft kostet. Doch zunächst blättert die Autorin ein Kaleidoskop von Eindrücken und Erlebnissen auf, die zunächst nicht alle mit der Kerngeschichte zu tun haben scheinen. Es geht um die großen Fragen des Menschseins, um Freundschaft, Einsamkeit, Liebe, das Alter. Weil die US-Amerikanerin eine begnadete Schriftstellerin ist, wirkt ihr Buch bei aller Ernsthaftigkeit manchmal sogar heiter. So sachlich und unaufgeregt sie diese ganz großen Themen verhandelt, so emphatisch und liebevoll tut sie es. Sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen ist anstrengend, ja. Mit diesem Buch aber auch bereichernd. Katharina Stegelmann
Neue Konzerte: Alpinklänge vom Hochhaus

US-Komponist John Williams: »Klangwelten, wie wir sie mit den Bergen verbinden«
Foto: Chris Pizzello / Chris Pizzello/Invision/APEin Trommelquartett, 16 Alphörner, 9 Trompeten und 4 Tubas sollen bei dem Konzert-Happening zum Einsatz kommen, das am Samstag (17. Juli) auf Hamburger Hochhausdächern angesetzt ist. »Himmel über Hamburg« heißt das Projekt, für das sich die Elbphilharmonie und das sonst vor allem für fortschrittliche Bühnenkunst zuständige Kulturzentrum Kampnagel zusammengetan haben – gemeinsam lassen sie die Musiker der Dresdner Sinfoniker auf den Dächern der im Stadtteil Eimsbüttel gelegenen Lenzsiedlung ans Werk gehen. Gestartet wird das ungewöhnliche Konzert am Samstagabend mit der Fanfare, die der US-Amerikaner John Williams zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles komponierte. Danach folgt unter anderem ein Werk des 43-jährigen Münchner Komponisten Markus Lehmann-Horn. Die ganze Hochhaussiedlung werde sich in einen Konzertsaal unter freiem Himmel verwandeln, schwärmt Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, die den Witz des Happenings so benennt: »Klangwelten, wie wir sie mit den Bergen verbinden, werden plötzlich mitten in der Großstadt erzeugt.« Wolfgang Höbel
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