(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat vor beeindruckender Zuschauerkulisse beim Grand Prix von Österreich in Spielberg die Poleposition erobert. Der Red-Bull-Pilot lieferte am zweiten Wochenende auf dem Red-Bull-Ring eine bislang noch souveränere Vorstellung ab als bei seinem Sieg vor einer Woche und verwies Lando Norris (McLaren) und Sergio Perez (Red Bull) auf die Plätze.
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Lando Norris und Max Verstappen lieferten sich ein spannendes Duell um die Pole Zoom
Mercedes musste sich im alles entscheidenden Q3-Run geschlagen geben: Lewis Hamilton wurde Vierter, Valtteri Bottas Fünfter. Übrigens vor den beiden AlphaTauris, die ihre starken Trainingsleistungen bestätigen konnten und Sechster (Pierre Gasly) und Siebter (Yuki Tsunoda) wurden.
Sebastian Vettel (Aston Martin) belegte den achten Platz. Ihm droht aber womöglich noch eine Strafe.
Die Ferrari-Fahrer Carlos Sainz und Charles Leclerc schrammten als Elfter und Zwölfter knapp an Q3 vorbei. Daniel Ricciardo (McLaren) stand erneut klar im Schatten seines Teamkollegen und wurde 13.
Mick Schumacher (Haas) landete auf dem vorletzten Platz, stellte im Qualifyingduell gegen seinen Teamkollegen aber auf 8:1.
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Hätte Lando Norris auf Pole fahren können!
Absolut! Im allerletzten Versuch lag eine Sensation in der Luft. Verstappen konnte sich auf seiner zweiten Runde nicht mehr steigern und blieb bei einer Bestzeit von 1:03.720 Minuten stehen. "Q3 war ziemlich schlecht. Ich freue mich über den ersten Platz, aber nicht über die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist", meint er selbstkritisch.
Zwar war Mercedes in Q3 kein echter Gegner für Verstappen. Außenseiter Norris aber schon. Nach 18 von 20 Minisektoren der Runde war der McLaren-Fahrer sogar noch vor Verstappen auf Polekurs. Erst auf den allerletzten Fahrsekunden, in der letzten Kurve, vergab er die Chance auf die mögliche Sensation.
"Klar hätte ich die letzten Kurven noch ein bisschen was rausholen können. Aber das kann Max sicher auch sagen", relativiert Norris. "Tatsache ist, dass unser Auto nicht gut genug ist, um es mit Mercedes und Red Bull aufzunehmen. Ja, heute war es das vielleicht. Aber gesamthaft gesehen ist es das noch nicht."
Woran haperte es bei Mercedes?
Die Ausgangslage für Hamilton und Bottas ist denkbar schlecht, weil sie diesmal auch hinter dem zweiten Red Bull losfahren. Mercedes hatte sich mehr ausgerechnet, aber Helmut Marko ist überzeugt, dass "das zweite Training am Freitag da falsche Hoffnungen geweckt hat", wie er im Interview mit 'ServusTV' analysiert.
Marko erklärt: "Wir hatten nicht die volle Motorleistung, wir hatten gewisse Probleme mit dem weichen Reifen und Sergio steckte immer im Verkehr. Das hat getäuscht, und vielleicht haben sich die anderen dadurch in Sicherheit gewiegt. Aber wir wussten schon, dass wir da noch was in der Hinterhand haben."
Perez lieferte als starke Nummer 2 sein zweitbestes Qualifying seit Portimao ab. Dort fehlten ihm 0,144, diesmal 0,270 Sekunden auf Verstappen. Und die Chancen, dass er Mercedes das Leben schwer machen könnte, die stehen gut: "Im Rennen sind wir definitiv stärker als im Qualifying", sagt er, und Marko gibt zu, dass man jetzt sogar vom Doppelsieg träumt.
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff möchte das verhindern. Er bestätigt, dass der Fokus auf dem Renn-Set-up lag. Aber: "Schadensbegrenzung wäre Dritter und Vierter gewesen", sagt er. "Norris war richtig stark heute. Vielleicht hätten wir Perez noch überholen können, der war im gleichen Zehntel. Aber morgen sollte es besser gehen."
"Wir haben heute keinen gescheiten Windschatten gefunden. Andererseits haben wir uns selbst aufgehalten auf der Outlap. Deshalb war der Reifen nicht im optimalen Fenster. Also alles ein bisschen schlecht gelaufen bei uns heute", bedauert Wolff im Interview mit 'ServusTV' und ergänzt: "Das haben wir uns selbst zuzuschreiben."
Wer aus den Top 10 startet im Rennen auf Medium?
Neben den beiden Red-Bull- und Mercedes-Piloten haben auch Lando Norris (5. in Q1/McLaren) und George Russell (10. in Q2/Williams) ihre persönlich schnellste Q2-Runde auf den härteren Mediumreifen erzielt und dürfen damit im Rennen auf diesem starten. Möglicherweise ein Vorteil: Der Soft ist um einen Grad weicher als vor einer Woche (C5 statt C4) und könnte im Rennen schnell abbauen.
Wie lief das Qualifying für Sebastian Vettel?
An seinem 34. Geburtstag lieferte der viermalige Weltmeister eine starke Leistung ab. Nach seiner ersten Q2-Runde lag er sensationell an vierer Stelle, nur 0,010 Sekunden hinter der provisorischen ersten Startreihe und 0,008 Sekunden vor Hamilton, der allerdings Q2 mit Medium fuhr (Aston Martin mit Soft). Am Ende von Q2 war er Siebter.
Aber Vettel machte sich sein mögliches Geburtstagsgeschenk selbst kaputt, indem er Fernando Alonso (Alpine) auf dessen schneller Runde im Weg stand. Das wird voraussichtlich ein Nachspiel haben. Alonso scheiterte auch deswegen in Q2, wurde 14. - und streckte Vettel naturgemäß die Faust entgegen.
"Es muss eine harte Strafe geben. Denn das, was da passiert ist, ist nicht richtig", tobt der Spanier, der der Chance auf den fünften oder sechsten Platz nachtrauert: "So gut war unser Auto im Qualifying noch nie." Vettel meint nur: "Ich habe ihn zu spät gesehen. Meiner Meinung nach war es der Fehler der Fahrer vor uns, die sich in der Schlange vorgedrängelt haben."
Vettel hatte vor der Rindt-Kurve von seinem Renningenieur gehört, dass er nach hinten noch 30 Sekunden Puffer habe. Plötzlich tauchte Alonso auf, bei dem er sich in Kurve 1 sofort entschuldigte. Doch da war der Schaden bereits angerichtet.
Übrigens: Das Timing von Aston Martin war generell schlecht. Vettel kam nämlich zu spät über die Ziellinie, um selbst noch eine schnelle Runde zu fahren.
Ist das Qualifyingergebnis schon final?
Nein. Neben Vettel und Alonso wurde auch Bottas zu den Rennkommissaren zitiert. Es geht um das Langsamfahren vor der Jochen-Rindt-Kurve in Q2, das letztendlich zur Vettel-Alonso-Situation führte.
Wie lief das Qualifying für Mick Schumacher?
Im ersten Q1-Run fuhr der Haas-Rookie eine Bestzeit von 1:05.621 Minuten und war damit um 0,661 Sekunden schneller als Teamkollege Nikita Masepin. Im zweiten Run konnten sich beide steigern, der Abstand betrug letztendlich 0,524 Sekunden. Es war das Duell um den vorletzten Platz: Auf P18 (Nicholas Latifi im Williams) fehlten Schumacher (1:05.427 Minuten) 0,232 Sekunden.
George Russell in Q3 - wie geht das?
Der Williams-Pilot knüpfte nahtlos an seine starke Leistung des vergangenen Wochenendes an. Letztendlich schaffte er den Sprung ins Q3 sogar auf dem härteren Mediumreifen.
Russell startet als Neunter ins Rennen. In Q3 konnte er den Aston Martin von Lance Stroll um 0,898 Sekunden hinter sich lassen.
Warum sind Räikkönen und Ocon in Q1 ausgeschieden?
Kimi Räikkönen hatte in den Freien Trainings teilweise Top-10-Zeiten gesetzt und galt als sicherer Anwärter auf den Einzug ins zweite Qualifying. Letztendlich war er jedoch um 0,032 Sekunden langsamer als Daniel Ricciardo (McLaren), der sich als 15. gerade noch eine Runde weiter zitterte.
Besser lief's in Q1 für Antonio Giovinazzi im zweiten Alfa Romeo. Er belegte den siebten Platz, allerdings nur 0,227 Sekunden vor Räikkönen. Ein Beleg dafür, wie dicht das Mittelfeld auf dem kurzen Red-Bull-Ring beisammen liegt.
Esteban Ocon war auf der alles entscheidenden Runde um 0,579 Sekunden langsamer als sein Alpine-Teamkollege Fernando Alonso (P3 in Q1). Der Franzose kommt im Qualifying schon seit einigen Wochen nicht mehr zurecht und konnte diesen Negativtrend auch in Spielberg nicht beenden. Böse Zungen sagen: Seit er den neuen Dreijahresvertrag in der Tasche hat, geht nix mehr ...
Interessant: In Q1 sind genau die gleichen fünf Fahrer ausgeschieden wie im Qualifying vor einer Woche - nur in marginal anderer Reihenfolge.
Stichwort "Orange Army": Warum waren die Tribünen voll?
Der Grand Prix von Österreich ist das erste Formel-1-Wochenende seit Beginn der Coronapandemie, bei dem wieder volle Tribünen zugelassen sind. In Österreich sind per 1. Juli viele der bisherigen Einschränkungen für das öffentliche Leben gefallen. Jeder, der entweder geimpft, getestet oder genesen ist, darf zum Grand Prix - anders als vor einer Woche, als nur 15.000 Zuschauer zugelassen waren. Beschränkungen für die Zuschauerkapazität gibt es nicht mehr.
"Hausherr" Helmut Marko ist begeistert: "Ich war oben am Schönbergplatz. Unglaublich, wie viele Holländer, wie begeistert die sind, wie viele Fanartikel die haben! Das ist für uns erfreulich, aber in erster Linie für Max, wie man gesehen hat, wie die aufspringen. Das ist eine zusätzliche Anfeuerung - und ich bin sicher, wir werden sie nicht enttäuschen."
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