1980 weinte die Welt im Kino: Der Liebesfilm »Moskau glaubt den Tränen nicht« folgte dem Schicksal dreier Frauen in der russischen Hauptstadt und rührte ein globales Publikum. Mit seinem Film gelang Wladimir Menschow ein seltener Triumph: Er wurde 1981, mitten im Kalten Krieg, als sowjetischer Filmemacher mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Am Montag starb der Künstler an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus, nachdem er zunächst nur unter leichten Symptomen gelitten hatte.
Menschow wurde 1939 in Baku in Aserbaidschan geboren. Er studierte zunächst Schauspiel, wollte aber schon früh in seiner Karriere auch Drehbücher schreiben und selbst Regie führen. Der größte Erfolg seiner Karriere kam schon mit seinem zweiten Film, »Moskau glaubt den Tränen nicht«. Darin zeigte er keine sowjetischen Übermenschen, sondern Figuren vor alltäglichen Herausforderungen, die auf der Suche nach persönlichem Glück sind – also die Art von Geschichte, die damals bei der kommunistischen Führung der UdSSR eher verpönt war.
Dort wurde der Film offiziell auch nicht gut aufgenommen, entwickelte sich aber dennoch zu einem Publikumsmagneten und wurde zu einem der erfolgreichsten Filme in der Sowjetunion. Neben Sergej Bondartschuk (»Krieg und Frieden«) und Akira Kurosawa (»Uzala der Kirgise«) war Menschow der einzige Regisseur, der für eine sowjetische Produktion mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Den Preis durfte er allerdings nicht selbst entgegennehmen, die Ausreise wurde Menschow verweigert. Erst 1989 nahm er die Trophäe selbst in Empfang.
Als Schauspieler war Menschow in über hundert Filmen zu sehen. Mit der Hauptrolle im russischen Fantasy-Action-Blockbuster »Wächter der Nacht« (2004) wurde er schließlich auch einem westlichen Publikum bekannt. Auch im Nachfolger »Wächter des Tages« (2006) spielte er mit.
Seit 2003 war Menschow Mitglied in der Regierungspartei Einiges Russland. 2017 verlieh Wladimir Putin ihm den »Verdienstorden für das Vaterland«. Nach dem Einmarsch russischer Truppen auf der Krim unterstützte er die Annexion öffentlich. Als Folge wurde ihm fünf Jahre lang die Einreise in die Ukraine verweigert.
Wladimir Menschow starb am Montag im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Coronavirus-Infektion, wie das Moskauer Filmstudio Mosfilm mitteilte. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte, Menschows Tod sei »ein riesiger Verlust für unser Kino und unsere Kultur«. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Präsident Wladimir Putin drücke den Angehörigen des Regisseurs sein tiefstes Beileid aus.
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