Die enge Familienbande führte auch in Cincinnati zu ungewöhnlich emotionalen Szenen. Während Alexander Zverev unten auf dem Feld recht cool seinen Sieg beim Masters-Turnier im US-Bundesstaat Ohio quittierte, vermochte sein Vater und Trainer auf der Tribüne seine Freudentränen nicht zurückzuhalten. „Heul‘ nicht so, Herrgott noch mal“, rief Zverev hinauf auf die Zuschauerränge. Doch es war vergebens.
Vielleicht war es die Art und Weise, wie der Sohnemann aufgetrumpft hatte, möglicherweise aber auch nur die Genugtuung über den 17. Turniersieg des besten deutschen Tennisspielers, die Alexander Zverev senior zum Weinen brachten. Im Endspiel hatte das begabteste Mitglied der Tennis-verrückten Familie immerhin Andrej Rubljow mit 6:2, 6:3 geradezu abgefertigt und damit drei Wochen nach seinem Olympiasieg ein beeindruckendes Statement abgeliefert. Der 24 Jahre alte Hamburger ist in der Form seines Lebens.
„Eine unglaubliche Woche“
Die Auftritte in Cincinnati waren auch deshalb bedeutsam, weil Zverev hier vorher noch nie ein Spiel im Hauptfeld hatte für sich entscheiden können. Nun waren es gleich vier am Stück, wobei der Halbfinalerfolg über gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas (6:4, 3:6, 7:6) sicherlich herausstach. „Ich habe mein erstes Match hier vor vier Tagen gewonnen, jetzt habe ich den Titel. Es war eine unglaubliche Woche“, sagte Zverev.
In der Weltrangliste rückte er damit auf Position vier vor – doch das ist für den ehrgeizigen Grundlinienspieler nur ein Randaspekt. Sein Blick richtet sich auf die US Open, die in einer Woche beginnen und bei denen der Profi die bittere Niederlage aus dem Vorjahr vergessen machen will. Seinerzeit hatte er schon den Triumph im Finale und seinen ersten Grand-Slam-Titel fest vor Augen, ehe er in einem dramatischen Spiel doch noch seinem Freund Dominic Thiem aus Österreich unterlag: 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 hieß es nach rund vier Stunden.
Nun der große Wurf in New York?
Hinterher hatte Zverev lange mit den Folgen der Niederlage zu kämpfen, sie verfolgte ihn geradezu. Bei den aufgrund der Corona-Pandemie vom Frühling in den Herbst verschobenen French Open schied er schon im Achtelfinale gegen den Italiener Jannik Sinner aus. Nach zwei anschließenden Turniersiegen in Köln erreichte er beim letzten Masters des Jahres 2020 in Paris zwar wieder das Endspiel, unterlag dort aber Daniil Medwedew.
Erst 2021, so schien es, sollte der Hamburger diesen Bann durchbrechen. Turniersiege in Acapulco und Madrid, Halbfinaleinzug bei den French Open, Olympiasieg in Tokio. Und nun der große Wurf in New York?
Es sei ein „unglaubliches Gefühl“ mit diesem Erfolg nun zu den US Open zu kommen, sagte Zverev am Sonntagabend in Cincinnati, wo zuvor nur Boris Becker 1985 als einziger deutscher Tennisspieler gesiegt hatte. „Ich wollte nicht groß feiern. Andrej und ich sind beste Freunde, seitdem wir elf oder zwölf Jahre alt sind. Ich weiß, wie er sich fühlt”, so Zverev über seinen frustrierten Finalgegner Rubljow. „Ich habe die Goldmedaille gewonnen und jetzt gerade ein Masters. Nun freue ich mich einfach auf New York.“
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