Die Ergebnisse einer internen Untersuchung ziehen die Schilderungen des Musikers Gil Ofarim über eine mutmaßliche antisemitische Diskriminierung im Leipziger Westin-Hotel in Zweifel. Nach Informationen der Wochenzeitung „Zeit“ hat keiner der von einer Rechtsanwaltskanzlei befragten Zeugen des Abends eine antisemitische Beleidigung vernommen.
Die „Zeit“ bezieht sich in ihrer aktuellen Ausgabe auf den 118 Seiten langen Abschlussbericht der von den Hotelbetreibern beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Pauka & Link. Die Anwälte der Kanzlei ermittelten parallel zur Leipziger Staatsanwaltschaft, deren Untersuchung noch andauert. Sie konnten mit Mitarbeitern und Gästen sprechen sowie Videomaterial der Überwachungskameras auswerten.
Bereits vergangene Woche war bekannt geworden, dass auch die Polizei „ernstzunehmende Zweifel“ an Ofarims Darstellung habe. Die „Bild am Sonntag“ veröffentlichte ein Überwachungsvideo, das die Geschehnisse in der Hotellobby zeigt. Demnach war der Davidstern des Sängers nicht sichtbar.
Vor knapp zwei Wochen hatte der Sänger auf Instagram berichtet, er sei in einem Leipziger Hotel antisemitisch angefeindet und wegen seiner Kette mit einem Davidstern abgewiesen worden.
Ofarim soll dem Hotelmitarbeiter gedroht haben
Nach Aussage von Zeugen im Bericht der Kanzlei sei von Ofarims Kette mit einem Davidstern in der Hotellobby keine Rede gewesen, berichtet nun auch die „Zeit“. Vielmehr sei der Musiker in Konflikt mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden Ofarims Auffassung nach bevorzugt behandelt habe.
Ofarim selbst soll daher gedroht haben, ein Video bei Instagram hochzuladen, das „viral gehen“ werde. So schildern die Szene zwei Mitarbeiterinnen und drei Gäste. Ofarim äußerte sich auf Nachfrage der „Zeit“ nicht zu den Erkenntnissen.
Darüber hinaus hat der Sachverständige George A. Rauscher im Auftrag der Kanzlei Pauka & Link ein Gutachten erstellt, über dessen Inhalte die „Zeit“ berichtet. Es kommt zu dem Schluss, dass die vom Hotel vorgelegten Aufnahmen der Überwachungskameras mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht manipuliert worden seien.
Kette von Ofarim wahrscheinlich nicht sichtbar
Mit ebenfalls an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe der Musiker seine Kette auf den vorgelegten Videosequenzen nicht sichtbar getragen – weder bei Ankunft vor dem Haus, noch beim Betreten der Lobby, noch an der Rezeption, noch beim Verlassen der Lobby.
Bei der Staatsanwaltschaft Leipzig sind inzwischen mehrere Anzeigen zu dem Fall eingegangen – darunter eine von dem beschuldigten Hotelmitarbeiter. Er wirft Ofarim Verleumdung vor. Der Sänger wiederum erstattete Strafanzeige wegen „falscher Verdächtigung“ gegen den Mann.
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