Stand: 20.10.2021 10:54 Uhr
Makaber, brutal, beliebt: "Squid Game" ist die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten und hat dem Konzern zu einem Milliardengewinn verholfen. Die Serie zeigt aber auch, wie stark der Netflix-Erfolg an Einmaleffekten hängt.
In einer post-pandemischen Welt werde Netflix seine hohen Nutzerzahlen nicht halten können. Die steigende Konkurrenz - von Disney+ über HBO Max bis hin zu Apple TV - werde den Streaming-Dienst das Fürchten lehren. Der Konzern drohe, in Schulden zu versinken. So kritisch äußerten sich zuletzt immer wieder Branchenkenner über Netflix.
Doch nun hat der Streaming-Pionier Zahlen vorgelegt, die - zumindest auf den ersten Blick - seine Kritiker eines Besseren belehren könnten. Im dritten Quartal schnellte die Zahl der weltweiten Abonnenten um 4,4 Millionen auf knapp 214 Millionen in die Höhe. Damit übertraf Netflix die eigene Prognose von 3,5 Millionen neuen Kunden locker.
Tödliche Kinderspiele auf Social Media ein Erfolg
Basis dieses unternehmerischen Erfolgs ist die südkoreanische Serie "Squid Game", die sich seit ihrem Start am 17. September binnen kürzester Zeit zu einem weltweiten Phänomen entwickelt hat. In der dystopischen Serie nehmen hoch verschuldete Menschen an "Kinderspielen" teil. Der Preis: 45,6 Milliarden Won (33 Millionen Euro). Der Einsatz: das eigene Leben.
Nicht zuletzt dank der ikonografischen Uniformen hat die Serie auch die sozialen Netzwerke im Sturm erobert. Ausschnitte aus der Serie und Memes gingen viral, erschufen eine regelrechte Social-Media-Community rund um die Serie.
"Squid Game" ist erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten
Einem Bloomberg-Bericht zufolge beziffert Netflix den Wert der neunteiligen Serie für das Unternehmen auf fast 900 Millionen Dollar. Damit hat "Squid Game" seine Produktionskosten von rund 21,4 Millionen Dollar mehr als eingespielt. Nun verkündete der Streaming-Dienst, dass "Squid Game" vier Wochen nach dem Start bereits von "unfassbaren" 142 Millionen Nutzerkonten aus angeschaut worden und damit "unsere größte TV-Show jemals" sei.
Auch wenn sich Netflix bei der genannten Zahl lediglich auf Personen bezieht, die mindestens zwei Minuten von "Squid Game" gesehen haben, so ist diese doch beeindruckend. Zum Vergleich: Disney+ hatte zuletzt 116 Millionen Abonnenten insgesamt. Zudem sollen Netflix zufolge 87 Millionen Menschen die komplette "Squid Game"-Serie in den ersten 23 Tagen gesehen haben.
Binge-Watching für Fortgeschrittene
Mit dem südkoreanischen Serienhit hat Netflix somit einmal mehr seinen Anspruch als "King of Content" unter den Streaming-Portalen geltend gemacht. Netflix muss keine Quantität liefern, um seine Nutzer zufriedenzustellen, sondern Qualität. Qualität, das bedeutet im Fall von Streaming-Portalen: Serien, die zum Binge-Watching verführen, also dazu, sich eine Folge nach der anderen reinzuziehen - quasi wie im Rausch.
Der Wert von "Squid Game" für das Unternehmen beruht somit nicht nur auf neuen Abonnentenzahlen, sondern auch darauf, dass es seine Nutzerbasis daran erinnert, dass sie bei Netflix Inhalte bekommen, die ihnen kein anderes Streaming-Portal liefern kann.
Erst "Bridgerton", dann "Squid Game"
Dass Netflix diese Metier beherrscht, hatte es zuletzt mit "Bridgerton" unter Beweis gestellt. In den ersten 28 Tagen nach seinem Start fingen 82 Millionen Netflix-Abonnenten an, das britische Historiendrama aus der Feder von "Grey's Anatomy"-Erfinderin Shonda Rhimes zu streamen. Damit war "Bridgerton" die meistgesehene Netflix-Serie aller Zeiten - bis eben "Squid Game" auf den Plan trat.
Es ist nicht zuletzt dem Erfolg von "Squid Game" zu verdanken, dass Netflix nun zur Wochenmitte so gute Quartalszahlen vorgelegt hat. Der Nettogewinn stieg in den drei Monaten bis Ende September verglichen mit dem Vorjahreswert um mehr als 80 Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar. Kaum ein Analyst hatte mit einem Gewinn in dieser Größenordnung gerechnet.
Wachsende Abhängigkeit von Einmaleffekten
Doch der Erfolg von "Squid Game" ist womöglich zugleich eines der größten Risiken für das Unternehmen aus dem kalifornischen Los Gatos. Denn an diesem Erfolg werden sich künftige Netflix-Serien messen lassen müssen. Zugleich führt er einmal mehr vor Augen, wie abhängig Netflix' unternehmerischer Erfolg und damit auch der Aktienkurs mittlerweile von solchen Einmaleffekten wie "Bridgerton" und "Squid Game" geworden ist.
Dass die Netflix-Aktie seit Jahresbeginn nunmehr auf einem Kursgewinn von rund 20 Prozent sitzt, ist nämlich vor allem dem "Squid Game"-getriebenen Kursanstieg während der vergangenen zwei Monate geschuldet. Zuvor tendierte das Papier seitwärts bis leicht im Minus.
Wenn Kinder "Squid Game" nachspielen
Nur: Kann man wirklich darauf hoffen, dass es Netflix in schöner Regelmäßigkeit gelingen wird, eine Serie wie "Bridgerton" oder "Squid Game" aus dem Hut zu ziehen? Die Netflix-Manager um Chef Reed Hastings wollen sich darauf jedenfalls nicht verlassen. Zuletzt versuchten sie, das Unternehmen durch Diversifikation seiner Geschäftsfelder breiter aufzustellen. Mit Videospiel-Angeboten wollen sie sich künftig stärker von der Streaming-Konkurrenz abheben und neue Kundenkreise erschließen.
Zudem richtete Netflix im Rahmen einer Partnerschaft mit Walmart einen Online-Shop für Netflix-Inhalte auf der Website des US-Einzelhändlers ein. Auffallend ist jedoch, dass Kunden dort ausgerechnet die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten vergeblich suchen. Ob das den zuletzt teils auch negativen Schlagzeilen über "Squid Game" geschuldet war?
Fakt ist: Der "Squid Game"-Hype birgt Schattenseiten, die weit über das Unternehmen hinausragen. Denn die "Kinderspiele" in der Serie regen Kinder zum Nachspielen an. So haben etwa in Belgien Schüler das Spiel "Rotes Licht, blaues Licht" nachgeahmt. Der Verlierer wurde von den Mitschülern verprügelt. Dem britischen "Mirror" zufolge sollen Schulen in London bereits Warnbriefe an Eltern verschickt haben.
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