Mit dem offiziell am 5. November für PC und Konsolen erschienenen Vanguard verschlägt uns die Dienstpflicht mal wieder in den Zweiten Weltkrieg. Und auch, wenn es darum geht, mit Dauerfeuer und großen Explosionen gegen die (nun außerdem auch in der deutschen Version unzensierten) Nazis zu kämpfen, stimmt Call of Duty Vanguard einen etwas anderen Ton an als noch Call of Duty WW2. Die je nach Spielstil zwischen fünf und sechs Stunden lange Einzelspieler-Kampagne wurde federführend von Sledgehammer Games entwickelt, andere Activision-Studios sind allerdings wie gewohnt ebenfalls beteiligt, darunter die für viele frühere Shooter-Klassiker bekannten Raven Games sowie Infinity Ward, Activision India sowie eine Vielzahl weiterer Studios und Personen. Call of Duty Vanguard kommt ohne offizielles Grafikkarten-Sponsorship - und vielleicht aus diesem Grund auch ohne Raytracing. Die beiden Vorgänger wurden noch von Nvidia unterstützt und boten Raytraced Shadows. Vanguard setzt indes Direct X 12 und ein 64-Bit-Windows voraus.
In der Einzelspieler-Kampagne von Call of Duty Vanguard dreht sich alles um die aus internationalen Kriegshelden bestehende Task Force One und ihre Charaktere - beziehungsweise: "Operatoren". Richtig gelesen, der jüngste Schrei der Monetarisierungsmaßnahmen ist natürlich auch im diesjährigen Call of Duty vertreten. Die Task Force One ist eine fiktive, lose an die zu dieser Zeit entstehenden Special-Forces-Truppen wie das britische SAS (Special Air Services) oder das US-amerikanische OSS (Office of Strategic Services, die spätere CIA) angelehnte Spezialeinheit. Anders als die jeweiligen nationalen Vorbilder ist das Team allerdings international und vereint einige interessante, wenn auch etwas stereotypische Figuren. Da wäre die russische Scharfschützin Polina Petrova, die nach der Bombardierung von Stalingrad durch die Wehrmacht beziehungsweise Luftwaffe nach Rache dürstet (vgl. die reellen Vorbilder Lyudmila Pavlicheno oder Nina Petrova). Lucas Riggs ist ein raubeiniger Australier mit losem Mund- und explosiven Handwerk, der US-Pilot Wade Jackson ist ein einzelgängerischer Draufgänger mit breitem Brooklyn-Akzent und oft dezent amerikanischem Überenthusiasmus. Angeführt wird die Truppe vom schwarzen, im Kamerun geborenen Cambridge-Absolventen und Sergeant der britischen Armee Arthur Kingsley, der nicht nur intellektueller Kopf der Bande ist, sondern aufgrund seiner Hautfarbe außerdem besonders ins Fadenkreuz der Nazis gerät. Ihre Widersacher sind neben unzähligen glücklosen Soldaten der SS-Oberst Friesinger (reales Vorbild ist Gestapo-Führer Heinrich Müller), sowie dessen Adjutant Jannick Richter (gespielt von Dominic Monaghan, bekannt als Merry aus Der Herr der Ringe oder Charlie aus der TV-Serie Lost). Die Inszenierung ist sehr filmisch, die Schauspieler sind professionell und spielen ihre Rollen überzeugend. Die englische wie deutsche Tonspur sind beide gelungen. Die mit schwerem und gekünstelten deutschen Akzent englisch sprechenden Nazis und die hin und wieder offensichtlich etwas sehr engagiert vorgetragenen deutschen Lautäußerungen der Wehrmacht-Soldaten der englischen Fassung klingen mit deutschen Ohren allerdings recht befremdlich, während bei der deutschen Tonspur die breiten englischen Akzente der Australier, New Yorker und Briten auf der Strecke bleiben.
Kraut ist out: Das essen die Deutschen wirklich!
CoD Vanguard im Technik-Test: Inhalt
Das Spiel beginnt während der letzten Tage und Stunden des Dritten Reichs, zusammen mit ihren Mitkämpfern rasen Sie verborgen in einem Güterzug durch die regennasse doch im Hintergrund brennende Stadt Hamburg, die Ziel alliierter Angriffe geworden ist. Die Task Force One ist damit beauftragt, eine U-Boot-Basis zu infiltrieren, um geheime Nazi-Dokumente zu stehlen sowie das Geheimnis hinter dem ominösen Projekt Phoenix zu lösen. Doch nach der effektgeladenen Eröffnungsequenz findet sich die Task Force von Nazis umstellt und in Gefangenschaft wieder. Während um Sie herum die letzten Tage des Dritten Reichs verstreichen, plant Nazi-Oberfiesling Friesinger in seinem mit Hakenkreuzflaggen behängten Refugium mithilfe seines stets gehorsamen Gehilfen Jannick Richter finstere Dinge, während letzterer in Verhören versucht herauszufinden, wie viel und woher Task Force One von Projekt Phoenix erfahren hat.
Während der Verhöre erzählen die vier Protagonisten ihre Kriegsgeschichten und Erlebnisse, welche ausschlaggebend für ihre Qualifizierung für die Task Force waren. Bei den Verhörszenen und den Gesprächen zwischen ihren Protagonisten und den Nazis erinnert Call of Duty Vanguard aufgrund des starken Charakterfokusses, den oft flapsigen Sprüchen und dem Betrüger-betrügt-Betrüger-Szenario relativ stark an Gauner-Filme (Heist-Movies) wie Ocean's Eleven samt einer tüchtigen Prise Quentin Tarantino - das ist durchaus unterhaltsam, allerdings sollte man Vanguard nicht allzu viel Logik abverlangen. Während die Charaktere ihre Geschichte erzählen, erleben Sie die jeweilige Erzählung als Spieler und in klassischer Call-of-Duty-Manier in explosiven, effektgeladenen und stark geskripteten Set-Pieces nach. So schlüpfen Sie etwa zu Beginn in die Haut von Arthur und erleben vor der Invasion der Normandie die Fallschrimspringer-Landung hinter feindlichen Linien nach, mit dem Auftrag, vor der Landung die Artillerie der Nazis auszuschalten.
Aus den Augen Polina Petrovas erleben Sie die Zerstörung Stalingrads durch die Nazis. Für diese Geschichte stand offenbar die Bombardierung der zivilen Stadtteile durch die Luftwaffe unter dem Kommando von Richthofens und die gleichzeitige Intensivierung der Bodenkämpfe am 13. September 1942 Pate, allerdings haben sich die Entwickler offensichtlich einige Freiheiten genommen - die Bombardierung begann etwa morgens in der Frühe um 06:30, die Fußtruppen der Nazis sind - anders als im Spiel - an diesem Tag auch nicht bis in die Innenstadt vorgedrungen, dies ist erst einen Tag darauf am 14. September 1942 geschehen. Am 13. September tobten die Kämpfe etwa um den Hauptbahnhof und die Höhe um Mamajev Kurgan (auch bekannt als "Höhe 102"), nicht den eigentlichen Stadtinnenkern. Die 6. Armee hat Stalingrad außerdem mithilfe von Hoths 4. Panzerarmee bereits Mitte August von Norden und Süden umstellt, 200.000 Zivilisten haben die Verteidigungsanlagen um die Stadt ausgehoben. Das insbesondere offensichtlich interessierte Bürger wie Polina und ihr Bruder mehr oder minder "von dem Angriff der Nazis überrascht" sind, wirkt außerdem vielleicht ein wenig zu fantastisch, wenn auch dramatisch zuträglich - Geschichtsfreunde werden sich allerdings wohl schon zuvor mit Grauen abgewandt haben, etwa weil die Nazis das im November 1944 unter Verzweiflung eingeführte "Volkssturmgewehr" bereits vor der D-Day-Landung in die Schlacht tragen, deutsche Soldaten in Stalingrad 1942 Zukunfts-bewusst das Sturmgewehr 44 samt sehr modern anmutenden Zielvorrichtungen und mit im Multiplayer freischaltbaren Schnellwechselmagazinen und Laufmodifikationen führen, die Japaner zudem im Pazifikkrieg nicht etwa das eigene schwere Maschinengewehr Typ 92, sondern das deutsche MG42 nutzen. Aber Sie spielen Call of Duty ja nicht wegen historischer Akkuratesse, oder? Und auf der anderen Seite gibt es auch kaum ein anderes Spiel oder sogar Medium, dass Sie etwa die Zerstörung Stalingrads auf eine ähnlich audiovisuell intensive Art miterleben lässt; so zynisch das aus so mancher Perspektive auch heute vielleicht noch klingen mag.
In der Rolle des US-Amerikaners Wade Jackson erleben Sie den Pazifik-Krieg, teils in schick inszenierten Flug- und Bombenmissionen, teils schleichend zu Fuß, während sie im düsteren, dampfenden, von volumetrischem Nebel durchwaberten Dschungel japanischen Patrouillen ausweichen. Der aufmüpfige Australier Lucas Riggs orientiert sich an dem historischen Vorbild des neuseeländischen(!) Nationalhelden Charles Hazlitt Upham (was Sledgehammer Games einen gewissen Shitstorm entrüsteter Kiwis einbrachte), dem höchstausgezeichneten Commonwealth-Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Zusammen mit anderen "Ratten" seines Trupps (angelehnt an die "Rats of Tobruk", die australisch geführte Granision der gleichnamigen Stadt) lauerert er in Nordafrika 1941 im Hinterhalt den Deutschen auf, kundschaftet feindliche Lager aus oder beteiligt sich 1942 zusammen mit der 7th Armoured Division - den berühmten Desert Rats - beim Kampf um El Alamein. Zwischen den Missionen wird die Story in langen, gut geschauspielerten Zwischensequenzen erzählt, in denen die sehr detaillierten Charaktermodelle und deren Schauspieler besonders gut zur Geltung kommen. Leider sind diese Zwischensequenzen vorberechnet und laufen im Gegensatz zum sehr geschmeidigen Gameplay mit unschön ruckeligen 30 Fps.
Die Rückblenden sind ein geschicktes Design-Instrument, um beim Szenario auf Vielfältigkeit und optische Abwechslung setzen zu können. Tatsächlich ist sehr beeindruckend, was die Entwickler um Sledgehammer Games alles an unterschiedlichen Landschaften, diversem Bewuchs, unzähligen verschiedenen Figuren, Uniformen und Gegnermodellen ins Spiel gebracht haben. Manchmal ist es beinahe schade, dass der große Aufwand nur für ein paar wenige Missionen und oft kaum mehr als eine Spielstunde zur Geltung kommt, bevor die Erzählung, Perspektive und Setting zum nächsten der vier Charaktere umschwingt. Natürlich finden sich viele der Assets im Multiplayer-Modus wieder, inklusive der Figuren (die Sie freischalten müssen und mit Cosmetics ausstaffieren können). Trotzdem ist es recht eindrücklich, wie viele unterschiedliche und sehr diverse Modelle, Figuren, Texturen, Animationen und natürlich auch aufwendige Script-Sequenzen die Entwickler in die recht kurze, aber intensive Spielzeit der Kampagne gequetscht bekommen haben. Wir möchten Sie ermutigen, gerade die ruhigeren Abschnitte für etwas Sightseeing zu nutzen, um die liebevollen Details (etwa in Stalingrad) genauer zu begutachten.
Wenn Sie mehr zu Gameplay von Call of Duty Vanguard erfahren wollen, legen wir Ihnen den Test der PC Games zu Herzen. In deren Video gehen die Kollegen außerdem auf die historischen Vorbilder der Charaktere ein. Und in der Bildergalerie finden Sie 30 ausgesuchte Screenshots aus der gesamten Einzelspieler-Kampagne von uns - selbstverständlich mit maximaler Grafikqualität. Kommen wir nun zur Technik.
[PLUS] DLSS, FSR, TAAU: Aktuelle Upsampling-Verfahren im Grafikvergleich Artikel von & Weiterlesen ( Call of Duty Vanguard im Technik-Test: DLSS und FSR, aber kein Raytracing mehr - Worstcase-Benchmarks… - PC Games Hardware )https://ift.tt/3Cg43ye
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