Liverpool besiegt Atlético mühelos: Klopps neue, alte Himmelsstürmer - DER SPIEGEL
Nach einer unscheinbaren Saison will es der FC Liverpool noch einmal wissen: Nach dem zweiten Sieg gegen Atlético stehen die Reds bereits als Gruppensieger fest. Diego Simeone blieb nur stiller Frust.
Jürgen Klopp hatte gute Gründe, mit seiner Mannschaft zufrieden zu sein
Foto: Peter Byrne / imago images/PA Images
Sie können es noch: 2019 war es der Gewinn der Champions League, 2020 ein furioser Titel in der Premier League, der Jürgen Klopps FC Liverpool Anerkennung in ganz Europa einbrachte. Dann verletzte sich Abwehrchef Virgil van Dijk, gemessen an den hohen Ansprüchen an der Anfield Road geriet die Saison 2020/2021 zu einer Odyssee durchs Mittelmaß. Doch Klopp scheint auf dem besten Weg, den Giganten von einst neu zu erwecken: Schon nach vier Spieltagen stehen die Reds in der Gruppe B als Gruppensieger fest, die Abläufe gerade in der Offensive funktionieren wie in besten Tagen.
Das Ergebnis: 2:0 (2:0) gewann der FC Liverpool vor heimischem Publikum gegen Atlético Madrid. Vier Spiele, zwölf Punkte – mehr geht nicht.
Die erste Hälfte: Ein Duell auf Augenhöhe wäre keine Überraschung gewesen. Dass Atlético keine Thekentruppe ist, weiß man in Liverpool allerspätestens seit dem Achtelfinal-Aus gegen die Madrilenen 2020. So entschieden sich die Reds dazu, den Gegner gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen: Früher Druck, direkte Kombinationen in die Tiefe, Treffer von Diogo Jota (13.) und Sadio Mané (21.) – Liverpool überrollte Atlético, das sich mit Händen und Füßen wehrte. Nur das so ungeschickt, dass Felipe nach einem Tritt in die Wade von Mané vom Platz flog (36.).
Der Vollblutvorbereiter: Trent Alexander-Arnold kommt im englischen Fußball eine merkwürdige Rolle zu. Der Rechtsverteidiger ist erst 23 Jahre alt, gewann als Leistungsträger mit den Reds große Titel – und kommt bei den Three Lions doch kaum zum Zug, in mehr als drei Jahren gab es für Alexander-Arnold erst 14 Einsätze im Nationalteam. Gegen Atlético lieferte das Eigengewächs beide Vorlagen, die Zweite fast versehentlich mit einem Schuss, der den Lauf Manés kreuzte. Das ist beim Team England, wo der Außenverteidiger vor allem der defensiven Stabilität dient, nicht so gefragt. In Klopps System ist Alexander-Arnold als wichtiger Kreativfaktor gesetzt und nähert sich seiner Bestform.
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Rotes Déjà-vu: Ein frühes 2:0 für den FC Liverpool, ein Platzverweis für Atlético – das gab es schon mal. In den Geschichtsbüchern muss man dafür sogar nur eine Seite zurückblättern, erst im Hinspiel hatte sich Antoine Griezmann nach einem Doppelpack für die Spanier in einen verfrühten Feierabend gefoult. Nur: Diesmal gab es eben keinen Griezmann, der Atlético hätte ins Spiel zurückbringen können. Nicht nur machten sich die Madrilenen durch Felipes Platzverweis das Leben schwerer, bis dahin hatte es auch keinen Schuss auf das Tor von Alisson Becker gegeben. Es sollte auch keiner mehr folgen.
Die zweite Hälfte: Was stattdessen folgte, war ein Powerplay der Reds. Jotas Tor nach schönem Schnittstellenpass von Joel Matip zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (48.), die Großchancen von Mohamed Salah aus kurzer Distanz und Matip nach einer Ecke fanden irgendwie den Weg am Tor vorbei (52.). Per Kopf näherte sich auch noch Jota noch einmal an (54.), ehe Liverpool seinen Griff gegen das marode 5-3-1-System der dezimierten Spanier lockerte.
Mohamed Salah blieb ausnahmsweise ohne Treffer, an der Jubelstimmung in Liverpool änderte das nichts
Foto: OLI SCARFF / AFP
Nicht ganz wie damals: Beinahe hätte sich das gemächliche Austrudeln doch gerächt. Es hatte nämlich jemand getroffen, der das Toreschießen an der Anfield Road zwischen 2011 und 2014 schon ausgiebig hatte üben dürfen: Luis Suárez' von Matip abgefälschter Schuss erwischte Alisson auf dem falschen Fuß (57.). Der Ex-Liverpooler jubelte allerdings nur kurz: Aufgrund einer Abseitsstellung gingen weder Schuss noch Tor in die Statistiken ein, Atlético blieb das geschlagene Team.
Hände weg: Nach Abpfiff verzichtete Atléticos Trainer Diego Simeone auf den obligatorischen Händedruck mit seinem Gegenüber Klopp. Ein bewusster Affront sollte das nicht sein, hatte der Heißsporn auf der Trainerbank des spanischen Meisters schon nach dem Hinspiel betont. »In England sehen sie den Händedruck vielleicht als eine Geste des Sportsgeistes«, hatte Simeone erklärt, »ich sehe das nicht so«. Das habe mit den unterschiedlichen Emotionen nach dem Spiel zu tun, denen des Gewinners und denen des Verlierers. Es darf vermutet werden, dass Simeone sehr ungern gegen Klopp verliert, der mehrfach betont hatte, dem Atlético-Fußball bei allem Respekt nichts abgewinnen zu können. Entsprechend musste der Liverpool-Coach auch diesmal für ein Shakehands nach dem Spiel auf Referee Danny Makkelie zurückgreifen.
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