Auf alternative Antriebe setzen derzeit viele Hersteller, aber nur wenige elektrifizieren mit Wasserstoff. In Deutschland liefern bisher lediglich Toyota (Mirai) und Hyundai (Nexo) die Brennstoffzellentechnik in Autos in kleiner Stückzahl aus; bei Mercedes gab es zuletzt eine (inzwischen eingestellte) Kleinserie des SUVs GLC F-Cell, jedoch ausschließlich zum Leasen.
Serienstart 2024
Dabei gelten Wasserstoff und Brennstoffzelle als eine Mobilitätslösung der Zukunft. Renault hat das Signal offenbar verstanden und wird die Technik in der nächsten Generation des Scénic verbauen, die 2024 in Serie gehen soll und auf die das jetzt vorgestellte Konzeptfahrzeug Scénic Vision einen ersten Ausblick gibt. Kurzer Rückblick: Die erste Scénic-Generation hat vor über einem Vierteljahrhundert das Marktsegment der Minivans begründet.
Die Hybridtechnik in der Studie kombiniert batterieelektrischen mit Wasserstoffantrieb. Der Scénic Vision kommt mit einer verhältnismäßig kleinen und leichten Batterie mit nur 40 kWh aus. Mehr braucht es auch deshalb nicht, weil eine 15-kW-Brennstoffzelle als Reichweitenverlängerer (Fachbegriff: Range Extender) dient. Betrieben werden soll sie ausschließlich mit "grünem" Wasserstoff. Bis zu 800 Kilometer lange Fahrten sollen ohne elektrisches Aufladen möglich und auch realistisch sein, wenn erst das Wasserstoff-Tankstellennetz ausgebaut ist, was man bis 2030 erwartet. Die Renault-Manager sprechen als Beispiel die rund 750 Kilometer lange Strecke von Paris nach Marseille an. Da könne der Fahrer in Lyon einen nur fünfminütigen Tankstopp an einer Wasserstoffstation einlegen, müsse aber nicht zeitaufwändig nachladen.
Hundert Prozent elektrisch
Die Elektro-Wasserstoff-Hybridtechnologie bietet sich für Renault als Bestandteil des angestrebten, hundertprozentig elektrischen Angebots an - mit den Vorteilen der kürzeren Ladezeiten und der größeren Reichweite, kombiniert mit einem geringen CO2-Fußabdruck. Geplant ist bis 2030 eine CO2-Reduzierung um 30 Prozent bei der Gewinnung von Rohstoffen und der Herstellung von Teilen unter Einbeziehung der Zulieferer - von 15.000 ist die Rede. Den Scénic baut Renault in Frankreich.
Auch sonst haben die Franzosen eine Menge Ideen hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Im Scénic Vision beläuft sich der Anteil recycelter und recyclingfähiger Materialien auf 70 Prozent, zum Teil auf bis zu 100 Prozent. So besteht der Fahrzeugboden innen aus Industrieabfällen und selbst für die Batterien gilt ein geschlossener Kreislauf. Die nachhaltige Lithium-Versorgung wird durch langjährige Verträge gesichert. Insgesamt wird das Ziel Null-CO2 in Produktion und Verbrauch angepeilt.
Elektromotor mit 160 kW/218 PS
Und das gibt es sonst noch zum Scénic Vision zu sagen: Seinen 160 kW-Elektromotor kennt man aus dem kürzlich vorgestellten vollelektrischen Mégane E-Tech Electric. Die Plattform des Neuen ist darauf ausgelegt, in Zukunft weitere, unterschiedliche Fahrzeuge zu tragen. Dank der neuartigen Architektur kann der Elektromotor im Heck untergebracht werden, er treibt die Hinterräder an. Der zweieinhalb Kilo wiegende Wasserstofftank liegt vorne. In der Länge kommt die Studie auf 4,49 Meter, in der Breite auf 1,90 Meter und in der Höhe auf 1,59 Meter. Viel Platz im Innenraum schafft der Radstand von 2,84 Metern. Das gesamte Fahrzeug soll nur niedrige 1700 Kilo auf die Waage bringen. Die Bereifung wird mit 235/45 auf 21-Zoll-Felgen angegeben, spezielle Exemplare mit sich schließenden Klappen senken den Luftwiderstand.
Was die Optik angeht: Geschwungene Linien, langgezogene Fensterflächen dominieren. Überraschend konventionell fällt die Fahrzeugform aus. Freilich könnte sich manches zukünftig noch ändern. Ob die gegenläufig öffnenden Türen und der Verzicht auf die Mittelsäule, obwohl sehr komfortabel beim Ein- und Aussteigen, den Weg in die Serienfertigung finden, ist ebenso fraglich. Das gilt vermutlich auch für das beleuchtete Marken-Signet an der Front. Ungewöhnlich: Technische Details wie Kabel und Stecker unter der Frontscheibe sind sichtbar - das soll den Austausch erleichtern. Kein Zukunftstraum: Die Türentriegelung funktioniert mittels Gesichtserkennung.
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