„Das ist mir scheißegal“ | Kroos spricht über Interview-Zoff
60.000 Zuschauer auf den Rängen in Paris, die den Real-Spielern zujubelten. Ihre Helden hatten am Samstagabend die Champions League gewonnen. 1:0 im Finale gegen den FC Liverpool. Der Henkelpott zurück bei den Königlichen, zurück in Madrid.
Es wäre ein Moment gewesen, in dem Toni Kroos eigentlich hätte genießen können. Unten auf dem Rasen, mit der Familie an seiner Seite. Eigentlich.
Wäre da nicht dieses Interview im Anschluss an den großen Triumph gewesen. Kroos wurde von ZDF-Reporter Nils Kaben gefragt, ob es überraschend gewesen sei, dass Real im Endspiel so unter Druck geraten war. Eine Frage, aus Kroos‘ Sicht mit derart negativem Unterton gestellt, dass der Ex-Weltmeister gar das Interview vorzeitig beendete. „Du hattest 90 Minuten, dir vernünftige Fragen zu überlegen, und dann stellst du mir zwei so Scheißfragen“, fuhr der Ex-Weltmeister den Reporter an, bevor er ihn mit einem „ganz schlimm, ganz schlimm“ stehen ließ.
Das Spiel wurde Nebensache, Kroos stand plötzlich im Kreuzfeuer der Diskussionen. War Kabens Frage tatsächlich unhöflich gewesen? Oder hatte Kroos am Mikrofon Stil vermissen lassen? Bruder Felix hatte, mit einem Augenzwinkern versehen, gar Angst, was er Reals Mittelfeld-Star in dessen gemeinsamen Podcast „Einfach mal Luppen“ fragen solle. Am Sonntag, im Bernabeu, beließ er es bei: „Hast du gestern geschlafen?“ Das geht aus einem Ausschnitt der aktuellen Podcast-Folge hervor, der dieser Redaktion vorliegt. Im Anschluss an die Frage redet Toni.
Über die kurze Nacht, in der er zwei bis drei Stunden geschlafen habe. Vor allem aber über das Interview mit Kaben. „Ich bin aufgestanden und habe mir ein paar Kommentare durchgelesen. Es ging ja mehr ums Interview als ums Spiel. Aber das ist nicht schlimm“, sagte Kroos, sich um die Brisanz seiner Aussagen bewusst.
„Ich habe mich nur in dem Moment geärgert. Ich habe mich mehr über ihn selbst (ZDF-Reporter Kaben, d.Red.) geärgert“, sagte der 32-Jährige weiter und erklärte noch mal, was er ohnehin schon Kund getan hatte und für jeden Zuschauer offensichtlich gewesen war: „Natürlich hatten wir zwei, drei Druckphasen zu überstehen, das habe ich auch gesagt bei der Frage. Aber das ist doch normal. Was erwartest du? Dass wir Liverpool 90 Minuten lang dominieren? Das ist eine Weltklasse-Mannschaft. Die musst du halt schlagen und das haben wir gemacht.“
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24:4-Torschüsse standen am Ende für die Reds um Trainer Jürgen Klopp zu Buche, die optische Überlegenheit musste auch Kroos anerkennen. „Du kannst ja im Laufe des Interviews nochmal fragen: ‚Wie hast du das Spiel an sich gesehen?‘ Da hätte ich nicht gesagt, dass wir sie von der ersten bis zur 90. Minute an die Wand gespielt haben. Hätte ich nicht gesagt“, machte er deutlich. „Ich bin der erste, der sagt, dass es insgesamt ausgeglichen war und Liverpool wahrscheinlich sogar ein paar mehr Chancen hatte. Aber wir haben das Spiel gewonnen, genauso wie in den letzten Monaten.“
Schon im Viertelfinale gegen Manchester City war Real nicht unbedingt das bessere Team. Zwei Tore in der Nachspielzeit und ein Elfmeter in der Verlängerung reichten aber, um das Rückspiel zu drehen. Diesmal, im Finale, reichte eben ein Treffer von Vinicius Junior. Das ist, was für Kroos zählt. Und das ist, worauf man ihn seiner Meinung nach hätte ansprechen sollen. „Er (ZDF-Reporter Nils Kaben, d.Red.) hätte er seine Antwort schon bekommen. Aber stattdessen direkt dieses: ‚Ich will hören, dass ihr unverdient gewonnen habt.‘ Das ist mir scheißegal im Finale, das musst du gewinnen“, stellte Kroos noch klar.
Abgehakt dürfte das Thema damit aber nicht sein. Um Mitternacht erscheint die ganze Folge „Einfach mal Luppen“, die sich wohl hauptsächlich mit dem Finale beschäftigen dürfte. Seit 2020 besprechen Toni und Bruder Felix in dem Podcast wöchentlich die neuesten Entwicklungen im Sport und im Hause Kroos. Nun eben das ikonische Interview, zu dem sich die andere Seite ebenfalls zu Wort gemeldet hat.
In einem Interview mit dem „Spiegel“ äußerte sich Kaben zu den Minuten mit Kroos. Er sei nach Rücksprache mit Kollegen „ganz deutlich zu dem Schluss gekommen, dass man sich als Spieler so nicht benehmen sollte. Da hätte ich mich als Journalist schon schwer danebenbenehmen müssen, damit der Interviewgast einfach geht.“ Er räumte zwar ein, dass er seine Frage hätte besser formulieren können, erwarte aber von seinem Gegenüber dennoch Respekt.
Nachhaltig gestört ist das Verhältnis zwischen Kaben und Kroos aber wohl nicht. „Ich glaube, dass Toni Kroos und ich drei Sätze darüber wechseln werden, wenn wir uns das nächste Mal begegnen. Und dann ist auch wieder gut“, sagte der ZDF-Reporter. Auch Kroos ließ durchblicken, dass er nicht nachtragend sei.
*Der Artikel entstand im Sport-Kompetenzcenter (SPORT BILD, BILD, WELT) und ist zuerst bei WELT erschienen.
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