"Das ist Hightech ohne Ende", sagte Andreas Wolf, Eigentümer des Ingenieurbüros Wolf in Grafenau. In der Hand hielt er einen Messbecher, gefüllt mit einer Probe brauner Brühe, die nicht unangenehm riecht. Christian Krenn, Mitarbeiter in der Kläranlage in Freyung, war zufrieden, "denn dann läuft die Anlage richtig".
Die Anlage, um die es geht, ist neu. Das Belebungsbecken ist die jüngste Investition der Stadt in die Kläranlage. Zwar wurde das Becken baulich weitgehend beibehalten und nur wenig verändert. Die Technik aber, die nun zum Einsatz kommt, ist neu. "Damit die Bakterien ihre Aufgabe erledigen können, brauchen sie Sauerstoff. Früher war man der Meinung, es ist am besten, die Luft punktuell zuzuführen. Große Bläschen, die sich schnell durch das Wasser bewegen", erklärte Andreas Wolf. Mittlerweile wisse man es besser: "Kleine Luftblasen, die sich flächig durch das Becken bewegen, sind effektiver". Die Folge: Das Wasser kann aus der zugeführten Luft mehr Sauerstoff aufnehmen, es braucht weniger Luftzufuhr – und damit weniger Energie. Das bedeutet weniger Kosten.
Mehr Aufwand, neue Herausforderungen
Auch die Technik, die den Bedarf an Sauerstoff misst, ist neu – es ist das "Hightech ohne Ende"-Gerät. "Normalerweise misst man hin und wieder, errechnet daraus eine Art fiktiven Betriebszustand und gibt kontinuierlich Luft hinzu. Hier aber wird viel häufiger gemessen und nur die Menge an Sauerstoff zugeführt, die die aktuelle Mischung im Belebungsbecken benötigt."Weil das, was die Freyunger durch die Abwasserleitungen schicken, nicht jeden Tag gleich ist, ist auch die Biologie des Belebungsbeckens unterschiedlich. "Wir machen nur das, was nötig ist", so Wolf. Für das Personal hingegen bedeutet es das Gegenteil: mehr Aufwand und das erfordert auch mehr Sachverstand. "Je mehr ich als Mitarbeiter steuern und regeln muss, desto mehr Know How braucht es", sagte der Ingenieur. Das Ergebnis aber heißt wiederum: weniger Energie, weniger Kosten. Man könnte meinen, dass die Mitarbeiter den Mehraufwand kritisieren. Doch Christian Krenn und Michael Königseder haben durchaus Freude daran. "Ich mag gerne neue Herausforderungen", sagte Königseder und für Krenn ist es gerade diese Qualitätsarbeit und das Dazulernen, das ihm Spaß an seinem Beruf mache.
Besonders ins Zeug gelegt hat sich Krenn beim Bau der neuen "Schneckenpresse" oder "Schlammentwässerungsanlage", für die er selbst sämtliche Berechnungen angestellt hatte. "Das lief hier alles in Eigenregie und es funktioniert hervorragend", lobte Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich. Unterstützung bei der Baubegleitung und den Ausschreibungen bekam der Klärwärter vom technischen Bauamtsleiter Lothar Ilg. Das Bauhofteam errichtete das Gebäude, in dem die "Schneckenpresse" nun läuft.
"Wir sind in der Lernphase"
Ganz früher wurde der nasse Schlamm entsorgt, das bedeutete hohe Kosten. Später wurde eine Fremdfirma engagiert, die den Schlamm vor Ort regelmäßig entwässerte und die gepresste Masse entsorgte. Weniger Kosten als vorher, aber immer noch ordentlich. Hinzu kam, dass das übrig gebliebene, hoch belastete Wasser auf einmal in die Kläranlage rückgeführt wurde. "Diese Stoßbelastung war für den Betrieb der Anlage sehr fordernd", erklärte Krenn.Seit Jahresbeginn pressen die Freyunger selbst den Schlamm. "Wir sind in der Lernphase und versuchen noch mehr zu optimieren." Das Ergebnis aber ist schon jetzt deutlich: Dem Schlamm kann mehr Wasser entzogen werden, die Trockenmasse, die übrig bleibt, wird weniger, der Abtransport günstiger. Das belastete Wasser wird in gleichbleibender Menge in die Kläranlage eingeleitet, was für die Mikrobiologie dort viel verträglicher ist – und auch an anderer Stelle Kosten einspart.
Andreas Wolf vom Ingenieurbüro fasste es so zusammen: "Obwohl man in Freyung bis 2019 eine Betriebsgenehmigung für die seit 1975 laufende Anlage hatte, wurde bereits 2015 mit der Rundumsanierung begonnen. Das ist tatsächlich vorbildlich, weil man durch kontinuierliche Verbesserungen die riesigen Investitionen, die sonst alle auf einmal kommen, abwenden kann. Außerdem bedeutet jede Erneuerung auch Einsparung."
30 Prozent weniger Energiekosten
Ob Sanierung des Faulturms oder Blockheizkraftwerk, die neue "Schneckenpresse" oder die Bedarfsbelüftung im Belebungsbecken: "Alles trägt dazu bei, die Anlage vorausschauend in Schuss zu halten und mit jeder Neuerung Kosten im Betrieb zu sparen", so Wolf. 30 Prozent weniger Energiekosten verzeichnet man bereits jetzt. Da die kommunale Abwasserentsorgung kostendeckend betrieben werden muss, muss alles auf die Bürger umgelegt werden. "Freilich haben wir in den letzten Jahren viel investiert", so der Bürgermeister. "Aber wir sparen uns damit langfristig viel Geld und wir können so höhere Beiträge für unsere Bürger vermeiden. Das alles ist aber nur möglich, weil wir ein Team vor Ort haben, das hervorragende Arbeit leistet und sehr motiviert ist", sagte Heinrich.Noch ist das "Tutto-Completto-Konzept" in Freyung, wie es Andreas Wolf nannte, nicht fertig umgesetzt. In den nächsten Jahren stehen noch weitere Optimierungen an. "Doch am Ende wird die Gesamtanlage nachhaltig rundumerneuert sein und läuft langfristig energieeffizient und kostengünstig. Und das wiederum merken alle Freyunger in ihrem Geldbeutel", so der Ingenieur. − pnp
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