Marilena Krauß ist ehemalige Hockey-Nationalspielerin und wohnt in Hanau. Die 30-Jährige sagt über sich: „Ich bin sehr euphorisch und lasse mich gerne von meinen Gefühlen tragen. Außerdem bin ich ein kleiner selbstkritischer Perfektionist.“ Marilena spielt bei den Hockey-Damen des 1. Hanauer THC, war HANAUER Sportlerin des Jahres 2017 und ist studierte Sportwissenschaftlerin. Für unsere Zeitung besucht sie die kleinsten Sportler in den Vereinen der Region.
Hanau - Mit einem guten Gefühl betrete ich das gepflegte Gelände des Golf-Clubs Hanau-Wilhelmsbad – nicht nur, weil mich die parkähnliche Anlage beeindruckt, sondern auch, weil bei meiner ersten Begegnung mit dem Golfsport vor einigen Jahren der Funke bereits über gesprungen ist.
Nun, es ist kein Geheimnis, dass passionierte Ballsportler über ein gewisses Gefühl für den Ball verfügen. Das Beherrschen der Schlagtechnik beim Hockey ist allerdings nicht zwangsläufig ein Vorteil für des Erlernen des Golfschlags. Hüftbreiter, ausgeglichener Stand mit dem Ball mittig vor dem Körper, leicht vorgebeugte Oberkörperposition, die Stirn befindet sich über dem Ball. Schulterrotation, Schläger mit gestreckten Armen anheben, Handgelenke einsetzen, Oberkörper maximal rotieren, Hüfteinsatz und lockerer Schwung zum Ball. Das Geräusch des Treffpunktes, das auch als aufmerksamer Spaziergänger auf den Wegen um den Golfplatz zu hören ist, verrät direkt, ob der Schlag gelungen ist oder nicht. Zu meiner Genugtuung glaube nicht nur ich ab und zu bei meinen Schlägen das gut klingende Geräusch zu hören, sondern auch Fotograf Mike – ein Fall für das Fotoalbum im eigenen Kopf. Unglaublich präzise und harmonisch müssen Anspannung und Lockerheit miteinander kombiniert werden, um mit einer geraden Flugkurve des Balls belohnt zu werden. Länge und Flugkurve der Schläge werden nicht nur durch eine technisch saubere Ausführung, sondern der Wahl des Schlägers – von Golfern auch „Eisen“ genannt – beeinflusst.
Zur Standardausstattung gehören die Schläger 5, 6, 7, 8, 9, Sandwedge, Pitchingwedge und Putter. Je nach Ausgangssituation, geplantem Schlag und Lage des zu spielenden Balls wählt der Spieler ein passendes Eisen aus. Während bei jeder der 18 Bahnen selbstredend das Ziel ist, den Ball mit so wenig Schlägen wie möglich im Loch unterzubringen, ist es eine Frage der Taktik, welche Zwischenziele der Spieler wählt. Welche Hindernisse befinden sich zwischen Abschlag (Start der Bahn) und dem Green (kurzgemähter Zielbereich, in dem sich das Loch befindet)? Wie lang ist mein Schlag? Um- oder überspiele ich das Hindernis? Welche Risiken birgt meine Spielidee?
Auf dem Green kommt dann ein besonderer Schläger zum Einsatz: Der Putter. Mit diesem Schläger werden ausschließlich flache Bälle auf dem Green gespielt, die den Ball dem Loch stark annähern oder darin versenken. Kognitiv anspruchsvoll ist es, dabei „das Grün zu lesen“ und Neigungen wie Mulden oder Erhebungen zu erkennen, die sowohl die Geschwindigkeit als auch Richtung des Balls beeinflussen – eine Wissenschaft für sich, die viel Fingerspitzengefühl verlangt.
Der Übungsplatz im GolfClub Hanau wird das 19. Loch genannt. Da die 19 nicht nur meine Lieblingszahl, sondern auch meine Rückennummer ist, wusste ich schon, dass mich hier etwas Besonderes erwartet. Mit den jüngsten Mitgliedern des Vereins probiere ich mich an dem Spiel aus dem Sandbunker. Die Wahl des Schlägers fällt selbstredend auf das Sandwedge, ein Schläger, dessen Neigungswinkel der Schlagfläche das Eingraben des Schlägerkopfes im Sand verhindern soll. In einer hohen, aber kurzen Flugkurve soll der Ball damit aus dem Bunker gespielt werden.
Während mein Ball – klassisch für einen Anfänger – in geradliniger Flugkurve gegen die Grasnarbe prallt und nach meinem Schlag noch immer im Sand zu finden ist, spricht mich die neunjährige Marie an: „Komm, ich zeige dir das mal. Du musst die Handgelenke fest machen, auch in dem Moment, in dem du den Ball triffst. Schau!“ Okay gut, sie erklärt mir die Bewegung nicht nur wahnsinnig präzise, sondern bringt den Ball mit dem ersten Versuch aufs Green. Als ich später erfahre, dass Marie erst seit sechs Monaten dabei ist, bin ich noch stärker beeindruckt von ihrer Gabe, Fehler zu erkennen und zu korrigieren, als sowieso schon. Nach meinem ersten gelungenen Schlag aus dem Sandbunker steht mir Marie ganz stolz gegenüber und lobt mich: „Gut, der war schon super!“
Angefixt von Maries Erklärmodus kommt ein freundlicher Junge auf mich zu, vielleicht sogar der jüngste Teilnehmer des Trainings: „Ich möchte dir etwas zeigen. Kommst du mal?“ Ich folge ihm und frage, welchen Schläger ich für seine Übung benötige. „Oh, das ist eine gute Frage. Ich glaube ich habe diesen Schläger selbst nicht“, sagte er noch schnell, bevor die abholende Mama irgendwie interessanter ist als ich. Das war ein ganz schön cleverer Teaser für meine nächste Einheit auf dem Golfplatz. Alle Kinder, die Freude an den Themen Konzentration, emotionale Selbstkontrolle und Strategie haben oder entwickeln möchten, sollten mich bei dieser Einheit definitiv begleiten.
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