
Stand: 13.02.2021 10:35 Uhr
Drei Saarländer erhalten heute den "Technik-Oscar" für ihre Grundlagenforschung im Bereich Lichtsimulation im Film. Ihre Methode wurde in den Filmen "Spiderman" und "Lego Batman" eingesetzt.
Von Evelyn Rosar, SR
And the "Oscar" goes to ... Saarland: Die Informatiker Carsten Benthin, Sven Woop und Ingo Wald sind diejenigen, die Superhelden auf der Kinoleinwand - im wahrsten Sinne des Wortes - im besten Licht erscheinen lassen. Durch ihre "Ray Tracing"-Technologie erwecken sie unter anderem Actionfiguren in 3D-Animationen zum Leben.
Das von ihnen entwickelte Programm schafft es, dass Spiderman, Lego Batman und der Grinch von den Zuschauern als realistische Gestalten wahrgenommen und die Filme erfolgreich werden. "Ich kann es gar noch nicht ganz fassen, dass wir diesen 'Oscar' bekommen" sagt Woop dem SR. "Wir haben uns beworben, hatten aber nicht wirklich damit gerechnet, dass wir einen Preis gewinnen."
"Ray Tracing" ist in der Filmmetropole Hollywood längst bekannt - von nun an wird man dort auch die Namen der Erfinder kennen. Denn die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zeichnet die Wissenschaftler und zwei weitere Kollegen, Attila Áfra und Manfred Ernst, mit einem "Technik-Oscar" im Bereich Lichtsimulation im Film aus.
Wie genau fällt Licht durch ein Glas? Sven Woop und seine Kollegen haben eine Software entwickelt, die dies erkennt. Bild: SR
Licht und Schatten - wie in der realen Welt
Ihr Verdienst ist eine Software, die die Darstellung von Licht, Schatten und Reflexion kalkuliert und somit verbessert. "Die Technik kann Lichtverhältnisse so simulieren, dass spiegelnde Oberflächen oder der Schattenwurf äußerst realistisch wirken", erklärt der Saarbrücker Grafikprofessor Philipp Slusallek. Er war an der Entwicklung, die am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ihren Anfang hatte, mitbeteiligt.
"Ray tracing" bedeutet "Strahlen verfolgen". Die Technologie imitiert das menschliche Sehen. Sie erkennt durch eine Simulation, wie der Lichteinfall sein muss, um ein fotorealistisches Bild zu erzeugen. Bei der Anwendung wird jede einzelne Videosequenz berechnet, da sich der Lichteinfall bei jeder Bewegung einer Person oder eines Objekts ändert. Die richtige Reflexion ist entscheidend, damit der Zuschauer eine 3D-Animation als realistisch empfindet und sie akzeptiert.
Der Computer berechnet, wie Lichteinfall dreidimensional simuliert werden kann. Bild: SR
Wie kommt die Technologie aus dem Saarland nach Hollywood?
Nach ihrer Promotion an der Universität des Saarlandes arbeiteten die drei Wissenschaftler weiterhin am Lehrstuhl für Computergrafik. Ihr Rechenverfahren war ursprünglich für die Automobilbranche entworfen worden und wird auch weiterhin in diesem Bereich zu Forschungszwecken genutzt, zum Beispiel bei Berechnungen im Zusammenhang mit autonomem Fahren. "Wir sind dabei, das alles weiter auszubauen. Wir haben inzwischen verschiede Automobilfirmen auf unserem Campus angesiedelt. Der Preis hilft uns vielleicht, weitere Firmen ins Saarland zu locken", sagt Slusallek vom DFKI.
In diesem Zusammenhang war der amerikanische IT-Konzern Intel auf die Saarländer aufmerksam geworden, für den Benthin und Woop immer noch arbeiten - mittlerweile aus ihrem Homeoffice in ihrer Heimatstadt Völklingen. Wald lebt immer noch in den USA, er arbeitet inzwischen für den Grafikkartenhersteller Nvidia.
Trophäe kommt per Post
Trotz der Anerkennung aus Hollywood können sich seine zwei Kollegen nicht vorstellen, nochmal nach Amerika zurückzugehen. Benthin: "Für Saarländer sind Familie und Freunde das Größte. Deshalb haben wir keine Absicht, nochmals auszuwandern."
Ihre "Ray Tracing"-Technologie stellen die Informatiker auf einer kostenlosen Plattform auch Filmemachern und Programmierern zur Verfügung. So wurde das Verfahren für internationale Kinofilme und Computerspiele wie Cyberpunk 2077 genutzt.
Alle drei werden die Preisverleihung von zu Hause aus verfolgen. Coronabedingt werden die "Technik-Oscars" digital per Livestream verliehen. Um den Preis in den Händen halten zu können, müssen sich zumindest Benthin und Woop noch ein paar Tage gedulden - so lange, wie es eben braucht, bis die Trophäe ihren Weg klassisch analog per Post von Hollywood nach Völklingen gefunden hat.
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