Der europäische Fußballverband Uefa hat Post aus Bayern bekommen. Die Fraktionen im Münchner Stadtrat haben sich vorige Woche dafür ausgesprochen, dass bei der Partie Ungarn gegen Deutschland am Mittwoch die Allianz-Arena in Fröttmanning in Regenbogenfarben leuchten soll, als Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Oberbürgermeister Dieter Reiter stellte einen entsprechenden Antrag bei Uefa-Präsident Alexander Ceferin.
Für die Veranstalter in München wäre es kein Problem, die Arena in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. »Technisch ist das möglich, da wird quasi nur ein Schalter umgelegt«, heißt es aus Kreisen des Organisationskomitees.
Allerdings gehe man davon aus, dass die Uefa der Aktion nicht zustimmen wird. Die Forderung der Münchner Stadträte nach einer Regenbogen-Beleuchtung ist eine Reaktion auf die Politik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Vorigen Dienstag hat das ungarische Parlament ein Gesetz gebilligt, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen Orbáns.
Aus Veranstalterkreisen in München heißt es gegenüber dem SPIEGEL. »Die Uefa wird sehr wahrscheinlich keinen Affront riskieren. Sie wollen Orbán nicht brüskieren.«
Das letzte Wort bei der Entscheidung hat als EM-Ausrichter: die Uefa. Vizepräsident des Verbands ist der Ungar Sándor Csányi, ein Vertrauter von Machthaber Orbán. Die Uefa hat sich bisher noch nicht offiziell zum Thema geäußert.
In Budapest werden EM-Spiele ausgetragen, als einziger Standort erlaubt die Stadt Partien vor vollen Rängen und liefert der Uefa damit prächtige TV-Bilder. Derzeit wird offenbar darüber beraten, ob womöglich das EM-Finale, das eigentlich im Londoner Wembleystadion vorgesehen ist, wegen der Ausbreitung der Corona-Delta-Variante in England nach Budapest verlegt wird.
Schon in den vergangenen Monaten war die Hauptstadt Ungarns als Austragungsort für Partien der Uefa-Champions-League eingesprungen, wenn etwa in Arenen wie in Liverpool wegen des Corona-Infektionsgeschehens nicht gespielt werden durfte.
Untersuchung von Neuers Regenbogen-Kapitänsbinde
Sportverbände reagieren generell kritisch, wenn ihre Veranstaltungen für politische Statements benutzt werden. Dass der deutsche Nationaltorwart Manuel Neuer in den Partien gegen Portugal und Frankreich eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben trug, ließ die Uefa untersuchen. Dabei setzt sie sich selbst in Kampagnen für Gleichstellung ein. Am Sonntag kam sie zum Ergebnis, die Binde sein ein »Zeichen für Vielfalt« und stellte die Untersuchungen ein.
Bereits vor sechs Wochen ging bei den Veranstaltern der EM-Spiele in München ein Antrag einer »privaten Gruppe« ein, die forderte, die Allianz-Arena solle während des Turniers in Regenbogenfarben leuchten. Das Ansinnen wurde nicht weiter beachtet und mit dem Argument abgelehnt, die Uefa bestehe für die Zeit der Europameisterschaft auf ein »einheitliches Erscheinungsbild« der Stadien.
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