Der Film "Stillwater" ist zunächst mal eins: ein großartiger Thriller, vor allem dank seines großartigen Hauptdarstellers Matt Damon. Doch er könnte auch noch etwas anderes sein: eine Parabel auf den spektakulären Kriminalfall Amanda Knox. So oder so ist er sehenswert.
Im Oktober wird Matt Damon 51 Jahre alt. Da ist es für den einstigen Haudegen aus der "Bourne"-Reihe oder Filmen wie "Departed" und "Der gute Hirte" doch mal allerhöchste Zeit, ins Charakterfach zu wechseln. In "Stillwater - Gegen jeden Verdacht" von "Spotlight"-Regisseur Tom McCarthy bekommt er die Gelegenheit dazu.
Damon schlüpft in dem Streifen in die Rolle eines scheinbar wenig weltgewandten Hillbillys namens Bill Baker aus dem US-amerikanischen Hinterland in Oklahoma. Er ist Arbeiter auf einer Ölplattform, trägt Kinnbart, Baseballcap, Karohemden und Wrangler-Jeans. Er hat ein Bäuchlein und so einige Schwierigkeiten, sich zu artikulieren und soziale Kontakte einzugehen. Erst recht, wenn er sich von seinem Heimatort Stillwater ins entfernte Marseille aufmacht. Sprache und Gepflogenheiten in der französischen Mittelmeerstadt sind ihm vollkommen fremd.
Ein gefährliches Netz
Doch seine Abstecher nach Europa haben einen gewichtigen Grund. Hier sitzt seine Tochter Allison (Abigail Breslin) seit Jahren im Gefängnis. Zum Studieren nach Frankreich gekommen, hatte sie sich alsbald in eine andere junge Frau namens Lina verliebt. Als Lina eines Tages ermordet aufgefunden wird, deutet alles auf Allison als Täterin hin. Sie wird deshalb zu neun Jahren Haft verurteilt.
Allison jedoch beharrt auf ihrer Unschuld. Und auch ihr Vater ist fest davon überzeugt, dass sie mit dem Tod ihrer einstigen Freundin nichts zu tun hat, zumal mit einem Jungen namens Akim aus einem sozialen Brennpunktviertel in Marseille auf einmal ein neuer Verdächtiger auf der Bildfläche auftaucht. Allisons einstige Anwältin Leparq (Anne Le Ny) hält allerdings nichts von dieser Theorie und weigert sich, den Fall neu aufzurollen. Bill Baker entschließt sich deshalb, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei taut er mit der Unterstützung seiner Zufallsbekanntschaft Virginie (Camille Cottin) und deren Tochter Maya (Lilou Siauvaud) nicht nur allmählich auf, er verstrickt sich auch immer mehr in ein gefährliches Netz aus Intrigen, Selbstjustiz und (falschen) Verdächtigungen ...
"Was ist mit meinem Leben?"
Für das Drehbuch zu "Spotlight" wurde Tom McCarthy 2016 mit dem Oscar ausgezeichnet. Damals orientierte er sich an wahren Begebenheiten rund um ein Team der Zeitung "The Boston Globe", das sexuelle Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufgedeckt hatte. Auch bei "Stillwater" werden nun Erinnerungen an einen ganz und gar realen Fall wach - an den von Amanda Knox, die als "Engel mit den Eisaugen" traurige Berühmtheit erlangte. Knox wurde 2007 zunächst wegen der Ermordung von Meredith Kercher in Italien verurteilt, ehe sie acht Jahre später in letzter Instanz dann doch freigesprochen wurde.
McCarthy gibt zu, dass ihn die Ereignisse rund um Knox zu "Stillwater" inspiriert hätten. Mehr aber auch nicht. Die heute 34-Jährige zeigt sich dabei alles andere als begeistert davon, die Initialzündung für einen Hollywood-Streifen gewesen zu sein. "Gehört mein Name mir? Mein Gesicht? Was ist mit meinem Leben? Meiner Geschichte?", echauffierte sie sich etwa auf Twitter darüber, nicht gefragt oder in die Produktion eingebunden worden zu sein.
Mehr als ein Krimi
Keine Frage: Für Knox dürfte die unverhoffte Konfrontation mit ihrem eigenen Schicksal auf der Kinoleinwand unangenehm sein. Ob die Parallelen zu ihrem Fall allerdings ohne das ganze Tamtam wirklich großartig thematisiert worden wären, sei einmal dahingestellt. Dass "Stillwater" voll und ganz aus der Perspektive des Vaters erzählt wird, sorgt schon mal für einige Abgrenzung zu den Geschehnissen in der Causa Knox.
Wenn man die "Eisaugen" einfach mal schließt, bleibt unter dem Strich ein großartiger Thriller, der vor allem von seinen großartigen Darstellern getragen wird. Zu nennen ist dabei nicht nur Damon, dem man den Hinterwälder mit dem Herz am rechten Fleck stets voll und ganz abkauft. Auch Camille Cottin und Lilou Siauvaud tragen viel zum Gelingen des Streifens bei, der nicht nur spannend ist, sondern auch ein Schlaglicht auf das Verhältnis zwischen den USA und Europa in schwierigen Zeiten wirft.
"Stillwater" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
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