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Chinas Hyperschallrakete: Alte Technik, neues Problem? | ZEIT ONLINE - ZEIT ONLINE

China hat im August ein atomwaffenfähiges Geschoss mit einer Rakete vom Typ Langer Marsch ins All geschickt, wo es die Erde auf einer niedrigen Umlaufbahn umkreiste. Das berichtete kürzlich die Financial Times. Nach der Umkreisung habe die Rakete demnach Kurs auf sein Ziel genommen, dieses aber um mehr als 30 Kilometer verfehlt.

Peking behauptet, das mysteriöse Objekt sei ein wiederverwendbares Raumschiff gewesen. Es sei ein harmloserer Vorfall, als der Zeitungsbericht es darstelle, sagte am Montag das Außenministerium. Überreste des Raumschiffes seien ins Ostchinesische Meer gefallen.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum mutmaßlichen Raketentest.

Alle Fragen im Überblick:

Was genau hat China in den Himmel geschossen?

Es handelt sich laut der Informationen der Financial Times um einen sogenannten Hochgeschwindigkeitsgleitkörper, worauf auch Pekings Aussage hinweist, es sei ein "Raumschiff" gewesen. Genauso wie ballistische Raketen können diese Atomwaffen tragen. Solche Flugkörper bewegen sich mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit, mit etwa 6.200 Kilometer pro Stunde, in der oberen Atmosphäre. Das ist zwar langsamer als eine ballistische Interkontinentalrakete, aber die Form eines Hyperschallgleitfahrzeugs macht es möglich, auf ein Ziel zuzusteuern oder sich von Abwehranlagen zu entfernen. Sie sind manövrierbar und ferngesteuert, was einen Abschuss deutlich erschwert.

Die Kombination eines steuerbaren Gleitfahrzeugs in Schallgeschwindigkeit mit einer Rakete, die es in eine niedrige Erdumlaufbahn schießt, kann die Reaktionszeit von Gegnern und die Wirksamkeit herkömmlicher Verteidigungstechniken also stark einschränken. Das Verfahren nennt sich Fractional Orbital Bombardment System (FOBS).

Was unterscheidet Hyperschallwaffen von konventionellen Interkontinentalraketen?

Wie ballistische Raketen können Hyperschallwaffen Atomsprengköpfe tragen. Während ballistische Raketen jedoch in einem hohen Bogen durch den Weltraum fliegen, bleiben Hyperschallraketen in einer niedrigen Umlaufbahn.  Die gängigen Raketenabwehrsysteme sind auf konventionelle Interkontinentalraketen ausgerichtet, weshalb ferngesteuerte Hyperschallwaffen auf Umlaufbahnen gefährlicher sind.

Arbeitet nur China an solchen Waffen?

Nein, neben Peking arbeiten auch die USA und Russland an Hyperschallwaffen, darunter auch Raumgleitern, die mit einer Rakete in eine Umlaufbahn geschossen werden. Auch die Nordkoreaner sagen, sie arbeiteten an Hyperschalltechnologie. Das von China jetzt angewandte Fractional Orbital Bombardment System wurde bereits in den Sechzigerjahren in der Sowjetunion entwickelt. In den Achtzigern wurde es aber von U-Boot-gestützten ballistischen Raketen abgelöst.

Auch die Vereinigten Staaten und Russland haben in den letzten Monaten Tests mit Hyperschallwaffen durchgeführt. Die USA arbeiten an der Erweiterung ihres Arsenals um Hyperschallraketen und meldeten kürzlich einen erfolgreichen Test einer sogenannten Hawc-Rakete, die teilweise mithilfe von Sauerstoff aus der Atmosphäre angetrieben wird. Sie kann wie ein Marschflugkörper aus eigener Kraft durch die Atmosphäre fliegen.

Was bedeutet Chinas Test für künftige Abrüstungsverhandlungen?

China und Russland arbeiten an Hyperschallwaffen, um gegenüber den USA sicherzustellen, dass die Logik der nuklearen Abschreckung Bestand hat, schreibt Rüstungsexperte Jeffrey Lewis. Solche Waffen sind in der Lage, herkömmliche Frühwarnsysteme und Raketenschilde zu umgehen. Chinas Test eines solchen Systems sei eine unerfreuliche Nachricht, meint Lewis, "nicht weil es sich um eine fantastische, futuristische Technologie handelt, sondern weil es ein weiterer Schritt in einem sinnlosen, kostspieligen und gefährlichen Wettrüsten ist".

Erst kürzlich haben Satellitenbilder Hunderte neuer Atomraketensilos in Westchina aufgedeckt. In den USA fordern China-Falken bereits, nachzurüsten, selbst die Nato hat ihren Fokus jetzt offiziell Richtung Peking erweitert.

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