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Neue Apple Watch Series 7: Lohnt sich das größere Display? - Süddeutsche Zeitung

Berlin (dpa/tmn) - In der Gerüchteküche vor dem traditionellen Herbst-Event waren sich die wichtigsten Player eigentlich einig. Die neueste Generation der Apple Watch wird ganz anders als bisher aussehen. Kantig wie das iPhone oder die Pro-Modelle des iPads, hieß es. Alles Gerüchte, wie sich zeigt.

Die Apple Watch Series 7 sieht beinahe so aus wie die bisherigen Modelle. Trotzdem ergibt sich im Praxistest mit der neuen Uhr auch ein neues Erlebnis. Apple ist der Trick gelungen, das Display bei gleicher Gehäusegröße um 20 Prozent zu vergrößern. Der überraschende Effekt wird durch die Verkleinerung der Displayränder erreicht. Sie betragen jetzt nur noch 1,7 Millimeter. Angenehmer Nebeneffekt: Alle bisherigen Armbänder können weiterhin verwendet werden.

Kein Informationsüberfluss - und eine Tastatur

Die Apple-Designer haben der Versuchung widerstanden, das größere Display der Series 7 zu nutzen, um mehr Text und Informationsschnipsel einzublenden. Stattdessen wird der zusätzliche Platz für größere Schaltflächen und Buchstaben genutzt. Das größere Display macht es einfacher, schnell Informationen zu sammeln und sich nicht in der Uhr zu verlieren.

Im Vergleich zur Series 6 ist das Display um einen ganzen Millimeter größer (41 mm statt 40 mm und 45 mm statt 44 mm). Das klingt wenig, macht es aber tatsächlich leichter, einen großen Textabschnitt zu lesen und mehr Details zu sehen, ohne scrollen zu müssen. Außerdem werden die Bedientasten auf dem Display oder die Nummern für den Entsperrungscode leichter getroffen.

Da das Betriebssystem watchOS 8 durchgängig für den neuen Bildschirm optimiert wurde, erscheinen auch beim Wählen einer Nummer in der Telefon-App die Zahlen viel größer. Einen ähnlichen Effekt erlebt man auch beim Taschenrechner, mit dem man im Restaurant schnell das angemessene Trinkgeld berechnen kann.

Text kann man bislang bei der Apple Watch entweder per Siri diktieren oder mühsam in einzelnen Buchstaben aufs Display kritzeln. Die Apple Watch 7 nutzt das größere Display für eine vollwertige Bildschirmtastatur. Überraschend gut klappt das Tippen - allerdings nur auf Englisch. Deutsche Umlaute oder eine deutschsprachige Autokorrektur gibt es (noch) nicht.

Staub muss draußen bleiben

Nach Angaben von Apple leuchtet das Display der Series 7 im Vergleich zum Vorgängermodell um 70 Prozent heller. In der Praxis sind die Ziffernblätter und Widgets noch ein wenig klarer zu erkennen als zuvor. Mit einem nach Herstellerangaben besonders bruchsicheren Frontglas und neuer Abdichtung gegen eindringenden Staub (nach IP6X) ist es die bislang widerstandsfähigste Apple Watch.

Beim Thema Akkulaufzeit gibt es keinen großen Sprung: Andere Hersteller senken den Stromverbrauch, in dem sie das Display ständig komplett abschalten oder andere Funktionen abklemmen. Apple gibt sich damit zufrieden, die Laufzeit der Apple Watch so nah wie möglich an einen ganzen Tag heranzuführen, ohne dass die Uhr zwischendurch nachgeladen werden muss.

Natürlich hängt die Batterielaufzeit von der Nutzung ab, beispielsweise ob jemand ständig mit dem GPS navigiert oder über die Uhr Musik oder Podcasts hört. In unserem Test hielt die Watch locker vom morgendlichen Aufladen bis zum Schlafengehen durch.

Schneller voll mit neuem Kabel

Eine Änderung bei der Ladetechnik macht aber einen großen Unterschied aus. In der Packung liegt ein neues Schnellladekabel mit USB-C-Stecker. Im Test konnte die Apple Watch Series 7 damit in 45 Minuten von null auf 82 Prozent aufladen. Das ist etwas mehr als die von Apple versprochenen 80 Prozent in 45 Minuten und rund 30 Prozent schneller als beim Vorgängermodell.

Mit der Schnellladefunktion wird erstmals eine unkomplizierte Nutzung der Apple Watch rund um die Uhr möglich. In der Zeit, die man braucht, um sich bettfertig zu machen, kann eine Apple Watch genug Ladung erhalten, um für acht Stunden oder länger den Schlaf zu verfolgen. Am Morgen reichen dann 45 Minuten Ladung aus, damit die Uhr dann den ganzen Tag durchhält. Leider nutzt Apple einen proprietären Ladestandard, so dass gängige Qi-Ladematten nicht verwendet werden können.

Nicht viel Neues im Innenleben der Uhr: Der S6-Chip der Series 6 heißt jetzt S7. Im Prinzip handelt es sich aber um den baugleichen Prozessor, der an das etwas größere Gehäuse angepasst wurde. Auch die verbauten Sensoren sind identisch. Die Uhr misst den Blutsauerstoff und kann ein einfaches EKG abnehmen. Beschleunigungssensor und Gyroskop erkennen einen Sturz. Konkurrenten wie die Samsung Galaxy Watch 4 oder die Asus VivoWatch BP können auch den Blutdruck kontrollieren.

Preise und Farben

Die Apple Watch Series 7 ist mit dem 40-Millimeter-Aluminiumgehäuse ab 429 Euro zu haben, die größere 44-Millimeter-Version kostet 479 Euro. Als Farbvarianten stehen "Mitternacht", "Polarstern", Blau, Rot sowie erstmals Grün zur Auswahl. Wer zusätzlich zum WLAN auch Mobilfunk haben möchte, zahlt dafür einen Aufpreis von 100 Euro.

Die Edelstahlversion der Series 7 bietet der Hersteller ab 729 Euro in Silber, Graphit und Gold an. Bei diesen Modellen ist die Mobilfunk-Unterstützung fest integriert. Die Apple Watch Edition in Titan kostet ab 829 Euro. Das Luxusmodell, die Apple Watch Hermès mit einem aufwendigen Armband, ist ab rund 1300 Euro erhältlich.

Das im vergangenen Jahr neu eingeführte Einstiegsmodell Apple Watch SE verkauft Apple weiterhin unverändert zu Preisen ab 299 Euro. Die technisch veraltete Apple Watch Series 3 bleibt zusätzlich im Programm - ab 229 Euro.

Fazit: Konkurrenz vor allem aus dem eigenen Haus

Für Nutzer eines iPhones ist Apple Watch mit Abstand die beste Smartwatch. Es gibt Fitness-Tracker, die sich mit sehr speziellen Funktionen an Sportler richten, die eine Alternative in der Nische anbieten. Etwa die Geräte von Garmin. Sonst wird die Apple Watch Series 7 nur von älteren Apple Watches herausgefordert.

Besitzer einer Series 6 oder 5 können getrost auf eine Apple Series 8 warten, die dann eventuell weitere Funktionen bieten wird. Die Series 3 lockt mit einem Schnäppchenpreis, ist aber technisch nicht mehr zeitgemäß. Sparfüchse sollten dann eher zu einer Apple Watch SE greifen.

© dpa-infocom, dpa:211019-99-654062/2

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