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Remote arbeiten – Technik hängt Kultur ab - Computerwoche.de Live

Zumindest was die technische Ausstattung des Home-Office angeht, wähnen sich die Teilnehmer einer aktuellen Studie rund um Remote Work auf dem richtigen Weg.
Zumindest was die technische Ausstattung des Home-Office angeht, wähnen sich die Teilnehmer einer aktuellen Studie rund um Remote Work auf dem richtigen Weg.
Foto: miagolio - shutterstock.com

Am 20. März endete die pandemiebedingte Home-Office-Pflicht in Deutschland - nicht aber die langwierigen und intensiven Diskussionen über das Für und Wider des Arbeitsmodells. Die Wirtschaft ist gespalten: Ein Teil der Firmen ermöglicht ihren Beschäftigten die Arbeit in den eigenen vier Wänden, ein Teil setzt auf die hybride Ausprägung, andere wiederum haben ihre Mitarbeitenden zurückgeholt. Ist das Büro in der Sinnkrise, wie unlängst die FAZ titelte?

Eine aktuelle Umfrage von Custom Research zum Thema "Hybrid Work" zeigt, dass Corona als starker Katalysator gewirkt und ungeahnte Veränderungskräfte freigesetzt hat. Jedoch räumt ein großer Teil der Studienteilnehmer ein, dass ihr Unternehmen "kein Freund von Hybrid Work ist". Rund die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage tendenziell bis voll und ganz zu, die andere Hälfe steht ihr mehr oder weniger reserviert gegenüber. Die Gegenprobe: Auf die Studienfrage, welche organisatorischen Maßnahmen Ihr Unternehmen ergriffen hat, um hybride Arbeitsformen zu ermöglichen und zu etablieren, wählen nur 12,8 Prozent die Antwortoption: "Die Führungsebene lebt es vor." Da überrascht es nicht, dass in vielen Organisationen das Rad der Zeit nach dem Ende der Home-Office-Pflicht zurückgedreht wurde.

Zur Studie 'Hybrid Work 2022' im Aboshop

Verwunderlich ist, dass es dennoch zu vielen positiven Entwicklungen gekommen ist. So sind die meisten Firmen technisch und strukturell zumindest auf einem guten Weg zum "Einsatz von Hybrid Work auf breiter Front". Immerhin geben 77 Prozent der Befragten an, dass ihre Organisation bereits die Hälfte der Strecke absolviert hat und auf die letzte Kurve vor der Zielgerade zusteuert. Und knapp 19 Prozent der Firmen haben eigenen Angaben zufolge sogar die beiden letzten Wegmarken erreicht. Zum Zeitpunkt der Studie waren vier von zehn Mitarbeitern hybrid tätig, wenn ihr Unternehmen dies ermöglichte. Damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Mindestens zwei Drittel der Befragten vertreten die Meinung, dass der Anteil von Hybrid Work steigen beziehungsweise stark steigen wird. In großen Organisationen und in Geschäftsleitungen beläuft sich die Zustimmung sogar auf mehr als 72 Prozent.

77 Prozent der Befragten geben an bereits die Hälfte der Strecke auf dem Weg zu Hybrid Work zurückgelegt zu haben.
77 Prozent der Befragten geben an bereits die Hälfte der Strecke auf dem Weg zu Hybrid Work zurückgelegt zu haben.
Foto: Research Services: Daniela Petrini

Auch wird die Ausgangslage in den Organisationen inzwischen gut bewertet - knapp 60 Prozent der Mitarbeiter sind laut Studie grundsätzlich zufrieden mit der technischen Ausstattung und Infrastruktur in ihrem Unternehmen - weniger als zehn Prozent sind (eher) unzufrieden. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Arbeitsorganisation und den Arbeitsprozessen. Hier wird zudem ersichtlich, dass Befragte größerer Organisationen etwas zufriedener sind als Beschäftigte in kleineren Unternehmen. Die Schattenseiten sind indes auch bekannt: Der Mangel an menschlichem Kontakt in der hybriden Arbeit ist der größte Einzelfaktor für Unzufriedenheit. Allerdings liegen der unzureichende Zugang zu Daten und die schlechte Internetanbindung am externen Arbeitsplatz nur knapp dahinter. Bei den zwischenmenschlichen Defiziten wurden das fehlende Vertrauen und die fehlende Führung der Vorgesetzten genannt, was beides zu großen Teilen der persönlichen Distanz geschuldet ist.

Vielen Mitarbeitern mangelt es an menschlichem Kontakt in der hybriden Arbeitswelt
Vielen Mitarbeitern mangelt es an menschlichem Kontakt in der hybriden Arbeitswelt
Foto: IDG Research Services: Daniela Petrini

Größtes technisches To-do für Unternehmen: Aus Sicht vieler Mitarbeiter - vor allem aus Fachabteilungen - wäre es überaus wünschenswert, von überall und jederzeit "reibungslos" auf relevante Daten und Tools zugreifen zu können. Sechs von sieben Befragten geht es auch nicht um Cutting-Edge-Technologie vom Feinsten, was viele Führungskräfte tatsächlich befürchten, sondern darum, ihre Arbeit dort erledigen zu können, wo sie sich gerade aufhalten. Gerade einmal 40 Prozent der Unternehmen ermöglichen dies bereits, so die Studie. Selbst Groupware, Wissensdatenbanken und andere "Pools, Apps und Tools" für alle Mitarbeiter findet sich nur in vier von zehn Firmen - vor allem in kleineren Unternehmen, weswegen die Planungsquote in Konzernen höher ist.

Erstrebenswert wäre es nach Meinung der Befragten auch, wenn sie sich ihre IT-Devices selbst aussuchen könnten (Choose your own Device = CyoD). Eine Forderung, die an das Thema Bring your own Device (ByoD) erinnert, das 2011 virulent wurde, auf starke Bedenken in der IT traf und sich letztlich im Sand verlief. Immerhin 35 Prozent der Unternehmen bieten ihren - vermutlich einigen ausgewählten - Beschäftigten CyoD an, 28 Prozent sind in der Planung. Die Daumenregel: Je größer die Organisation, desto mehr. Nach Ansicht der Befragten sprechen für die freie Wahl der Devices eine steigende Produktivität, die höhere Attraktivität als Arbeitgeber, langfristige Kosteneinsparungen und zufriedenere Mitarbeiter. Dagegen ist zuvorderst die IT, die nach Meinung der Befragten wieder einmal Vorbehalte äußert. Andere erkennen keine Vorteile in CyoD oder räumen ein, dass ihnen das Know-how für die Planung und Umsetzung fehlt.

35 Prozent der Unternehmen bieten ihren Beschäftigten CyoD an.
35 Prozent der Unternehmen bieten ihren Beschäftigten CyoD an.
Foto: IDG Research Services: Daniela Petrini

Die größten Herausforderungen für die Einrichtung von Remote-Arbeitsplätzen liegen im Bereich der Datensicherheit, gefolgt von der Betriebssicherheit. Die befragten IT-Manager kritisieren zudem noch die mangelnde Kompatibilität mit älteren Anwendungen, eine geringe Bandbreite und die unzureichende Standardisierung der Plattformen. Hinzu kommen schlecht integrierte Tools für VoIP- bzw. Cloud-basierte Sprache. Interessant fallen die Antworten der Fachbereiche aus: Bis auf den Aspekt der Datensicherheit geben sie sich in fast allen Punkten teils deutlich weniger "herausgefordert" als IT- oder Top-Manager. Angesichts der vielfältigen Zusatzaufgaben ist es kein Wunder, dass ein gutes Viertel der Organisationen externe Partner nutzt, ein Viertel diese sucht und ein weiteres Viertel den Einsatz von Dienstleistern für die Umsetzung von Hybrid Work plant. Auf Unterstützung verzichten tendenziell Unternehmen mit einem kleineren IT-Budget.

Mit der Entwicklung sind hohe Investitionen verbunden, vor allem in Geräte, Schulungen, Plattformen für die Zusammenarbeit sowie sinnvolle Konzepte, die im Rahmen von Hybrid Work ausgearbeitet werden müssen. Bei allem Optimismus angesichts der erreichten oder eingeleiteten Veränderungen wirft jedoch die Finanzierung einen kleinen Schatten auf das Thema. Zwar bauen knapp 70 Prozent der Unternehmen ihre IT-Investitionen, die im Kontext mit hybridem Arbeiten stehen, im Jahr 2022 aus - einen großen Zuwachs versprechen sich vor allem Studienteilnehmer aus den Business Units. Da jedoch die IT-Budgets insgesamt noch etwas stärker steigen sollen, zeigt sich, dass der hybride Anteil am IT-Kuchen nicht größer wird. Dabei versprechen sich die meisten Befragten von Hybrid Work grundsätzlich mehr Umsatz und Gewinn. Jedoch ist nicht klar, ob sie damit einen Aufschlag auf "normale Geschäftsjahre" meinen oder lediglich einen Plan B, um die Einnahmen beziehungsweise Profite auch in einem Lockdown sicherzustellen.

Die Uhr zurückdrehen und alle ins Office rufen? Wer die IT kennt, weiß, dass dies kaum möglich sein wird. Bill Gates' Vision von "Information at your fingertips" (1994) sollte die Bedeutung des Personal Computers hervorheben: "Er ist kein Rechengerät, kein Gerät für Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation. Er ist ein Fenster zur Welt der Information." Daran hat sich bis heute nichts geändert: 2020 haben Unternehmen auf die Schnelle neue Notebooks beschafft, die Sicherheit im Remote-Betrieb verbessert und Tools für Employee Experience oder Collaboration implementiert. Denn 28 Jahren nach dem Plädoyer von Gates geht es immer noch darum, mit der IT Fenster zur Welt der Informationen aufzustoßen. Hybrid Work hat mehr Potenzial als eine Notlösung für das Business Continuity Management. Wer sich die heute notwendige Flexibilität sparen will, geht ins Risiko - kein Freund von Hybrid Work zu sein, muss man sich leisten wollen. (hk)

Zur Studie 'Hybrid Work 2022' im Aboshop

Jetzt im Shop: die Studie "Hybrid Work 2022"
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Foto: IDG Research Services: Daniela Petrini

Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE

Platin-Partner: Campana & Schott GmbH; Freshworks GmbH; NFON AG

Gold-Partner: SPIRIT/21 GmbH

Bronze-Partner: Service-now.com GmbH; Damovo Deutschland GmbH & Co.KG

Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich

Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie - zur Erfüllung von Quotenvorgaben - über externe Online-Access-Panels

Gesamtstichprobe: 318 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

Untersuchungszeitraum: 31. Januar bis 07. Februar 2022

Methode: Online-Umfrage (CAWI) Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und Computerwoche in Abstimmung mit den Studienpartnern

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