Im Medaillenspiegel steht Japan mit bisher acht Goldmedaillen exzellent da. Trotzdem muss der Olympia-Gastgeber am vierten Wettkampftag einen erheblichen Stimmungsdämpfer verkraften: Der Gold-Traum von Topfavoritin Naomi Osaka ist überraschend schon im Achtelfinale des Tennisturniers von Tokio jäh zerplatzt. Die viermalige Grand-Slam-Siegerin unterlag der Tschechin Marketa Vondrousova nach einer schwachen Leistung 1:6, 4:6.
Osaka, die am Freitag das Olympische Feuer entzündet hatte und als Superstar das Gesicht der Spiele werden sollte, war nach zuvor zwei souveränen Siegen in den ersten beiden Runden unter dem wegen Regens geschlossenen Dach des Center Courts zunächst vollkommen von der Rolle. Im ersten Satz, der nur 24 Minuten dauerte, leistete sie sich 14 unerzwungene Fehler. Vondrousova musste für den Satzgewinn gar nicht viel leisten.
Im zweiten Satz steigerte sich Osaka zwar, gab einen Breakvorsprung aber aus der Hand. Nach starken Punkten wie auch ärgerlichen Fehlern zeigte Osaka kaum eine äußerliche Regung, und auch die Streuung in ihren Schlägen wurde wieder größer. Zwei Matchbälle konnte sie noch abwehren, beim dritten Matchball setzte sie eine Rückhand ins Aus.
»Ich habe definitiv das Gefühl, dass es eine Menge Druck bei dieser Veranstaltung gab«, sagte Osaka anschließend: »Ich will nicht sagen, dass ich jetzt schlecht gespielt habe, aber ich hatte viel höhere Erwartungen. Ich bin bei jeder Niederlage enttäuscht, aber ich habe das Gefühl, dass diese hier mehr nervt als die anderen.«
Vor den Olympischen Spielen hatte Osaka eine fast zweimonatige Pause eingelegt, ihr letztes Match hatte sie bei den French Open bestritten. In Paris hatte sie entschieden, keine Medientermine wahrzunehmen und sollte bestraft werden, daraufhin war Osaka aus dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres ausgestiegen. Im Anschluss offenbarte sie, dass sie immer wieder mit Depressionen zu kämpfen hat.
Japans Öffentlichkeit plante Gold fest ein
Die Pause sei dringend nötig gewesen, sagte sie in Tokio, »Ich fühle mich definitiv wieder ein bisschen frischer und glücklich«. Trotzdem war der Druck auf Osaka immens. Ihre Goldmedaille war in der japanischen Öffentlichkeit fest eingeplant. Dabei ist Osakas Verhältnis zu Japan schwierig, bei Niederlagen erlebte sie in der Vergangenheit auch rassistische Anfeindungen.
Damit ist die Damen-Konkurrenz völlig offen. Die Weltranglistenerste Ashleigh Barty war zwei Wochen nach ihrem Wimbledonsieg schon in der Auftaktrunde gescheitert, die an Position drei gesetzte Wimbledon-Halbfinalistin Aryna Sabalenka (Belarus) schied in der zweiten Runde aus. Auch keine der drei deutschen Spielerinnen kam über Runde zwei hinaus.
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